James Brown :: Gravity

James Brown ist hemmungslos konservativ. Und genau das ist das Geniale an ihm. Er trägt Glockenhosen mit riesigen Aufschlägen und den Hemdkragen über dem zu breiten Revers -— der Superfly der alten Schule. Genausowenig Zugeständnisse macht er an musikalische Moden. All die schönen Soundprogramme hat er zum Hintergrundeffekt verdammt.

James Brown besteht auf heftig schrubbende Gitarren, schwere Fatback-Beats, die tatsächlich gespielt werden, sowie auf schmetternde Bläsersätze. „The Godfather Of Soul“ hat seinen Groove aus den frühen 70 ern so authentisch in die 8Oer gerettet, daß gelegentliche Synthie-Licks schon so utopisch wirken, als propagiere der Papst die Pille.

Gravity birgt sechs Nummern, die absolute „Sex Machine“-Qualitäten haben. Natürlich sind sie nicht so spektakulär wie damals: schließlich haben wir 1986 und sind schon einiges gewohnt. Wir brauchen harte Thrills, um in Bewegung zu kommen: aber auf die alten Tricks von James Brown fallen wir allemal herein.

Als konsequenter Konservativer propagiert Brown natürlich auch die guten alten Tugenden: Sex, Schweiß, Gott und Vaterland. Für ihn war die Revolution erfolgreich. Warum auch Black-Power-Parolen herumkrakeelen, wenn man mit der Limo zum Konzert chauffiert wird. Es geht nicht mehr um „schwarz und stolz“, sondern um „schwarz und erfolgreich“.

Sein mächtiges Organ würde ihm natürlich nichts nutzen, wäre da nicht eine kongeniale Rhythmusgruppe, die adäquat zu den Nervous Flames oder den JBs den Druck kanalisiert. Dan Hartman, der sich bisher durch saubere Rockproduktionen im Johnny Edgar Winter-Clan hervorgetan hat, zeichnet verantwortlich. Aber spätestens nach den ersten zwei Gitarrenriffs von „Turn Me Loose …“ weiß man, daß der Mann verstanden hat, um was es geht. Mit einem hervorragenden Team und illustren Gästen schaltet er jegliche James Brown-fremden Elemente aus. Weder Alison Moyet noch Stevie Ray Vaughan oder Stevie Winwood fallen sonderlich auf. Dafür läßt Original-JB-Saxophonist Maceo Parker sein Horn brüllen, pressen die Uptown Horns punktgenau ihre Sätze auf den Beat, pumpt T. M. Stevens schwere Baß-Linien dazwischen und zeigen die diversen Trommler, daß man auch aus Simmons-Drums den Soul prügeln kann.