CD-Patten

Was man denn wohl im Rahmen der CD-Edition früher Velvet Undcrground-Klassiker mit den Klirr-Orgien von WHITE LIGHT WHITE HEAT machen werde, war die bange Schlußfrage der letzten Kolumne. Das Resultat liegt mittlerweile vor: Für die Digitalscheibe (Verve K25 119-2) benutzte man zur Überspielung offenkundig eine drastisch schlechtere Kopie als bei der Vinyl-Version des „Boxed Set“!

Unverständlich ist das auch insofern, als das Debüt THE VELVET UNDERGROUND & NICO (Verve 823 290-2) für CD komplett restauriert wurde und sich jetzt herausstellt, daß die im nämlichen „Boxed Set“ enthaltene Analogscheibe von vergleichsweise erbärmlicher Üherspielqualität ist. Sammlern empfiehlt sich die CD sowieso schon deswegen, weil die Version von „All Tomorrow’s Parties“ eine Alternativ-Abmischung und bislang unveröffentlicht ist. Nico singt hier nicht „double-tracked“ mit sich selber im Duett, sondern strikt solo.

Staunenswert ist auch, wie eut die Mamas & Papas auf 16 OF THEIR GREATES HITS – FROM ORIGINAL MASTER TAPES (MCA 32XD-463/Japan-lmport) nach 20 Jahren klingen. Was seinerzeit von RCA, Ariola und späteren Lizenznehmern des Dunhill-Materials auf Langrille gepreßt worden war. vermittelte dagegen nur eine dunkle Ahnung davon, was Produzent Lou Adler an Klangqualität auf Band konserviert hatte, als er das Vokalquartett zusammen mit einigen der besten Session-Profis von L.A. ins Studio brachte.

Die Crux bei kleinen Independent-Firmen war -— wie auch im Fall der jetzt auf CD greifbaren GREATEST HITS – PHOTOGRAPHS & MEMORIES von Jim Croce (21 Records — Atlantic 790 4f,7-2, US-Import) – offenbar immer dieselbe: Weil man die Originalbänder nicht aus der Hand gehen mochte, zog man zunächst eine sogenannte Sicherheitskopie und davon* dann weitere Kopien für die Lizenz-Plattenfirmen in Übersee. Entsprechend lausig war dann oft die Klangqualität, und wer die Chance hatte, besorgte sich schon damals klugerweise US-Pressungen selbst auf die Gefahr hin. daß die etwas höheres Knistern und Rillengeräusch aufwiesen.

Manchmal nutzte auch das nichts. Das J. J. Cale-Dehüt NATURALLY, in den USA bei Shelter Records veröffentlicht, klang damals auf Vinyl immer noch erheblich schlechter als jetzt auf CD (Mercury 830 042-2). Bei ‚Motown legte man sowieso nie sonderlichen Wert auf Preßqualität und brüstet sich erst jetzt bei CD-Wiederveröffentlichunsen wie Marvin Gayes I HEARD IT THROUGH THE GRAPEVINE (Tamla TCD08010TD, gekoppelt mit der langweiligen Disco-Produktion I WANT YOU von 1976) mit dem Hinweis, daß jetzt alles „digitally remastered“ wurde. Um die neuerliche Vermarktung solcher Oldies zu forcieren, koppelt man bei Motown nunmehr gern zwei Original-LPs auf einer CD. So etwa Stevic Wonders MY CHERIE AMOUR mit SIGNED, SEALED AND DELIVERED (Tamla TCDO8OO6TD) oder auch die GREATEST HITS von Marvin Gaye und Tammi Terrell zusammen mit DIANA &. MARVIN (Tamla TCDO8O15TD). Um „All Time Great Classic Albums“, wie auf dem Cover behauptet, handelt es sich allerdings bei diesen Import-CDs durchaus nicht immer.

Diesem Anspruch wird dann schon eher ein anderer US-Import gerecht: Frank Zappa koppelte das dritte Mothers of Invention-Alhum WERE ONLY IN IT FOR THE MONEY zusammen mit seinem instrumentalen Solo-Debüt LUMPY GRAVY auf einer Silberscheibe (Rykodisc RCD 40024). die zu happig teuren Preisen gehandelt wird. Dafür erhalten Zappa-phile Zeitgenossen allerdings auch entsprechenden Gegenwert. Die originalen Multitracks ließ F. Z. von seinem Tonmeister nämlich auf Sony PCM 3324 digital kopieren und dann komplett neu abmischen. Was eine erheblich verbesserte Klangqualität gegenüber den allen Analogscheiben bedeutet. Dafür möchte Frank, der schließlich auch eine vielköpfige Familie zu unterstützen hat. ein wenig mehr Geld sehen. Zu diesem Zweck hatte er schon vor Jahren das gesamte Mothers-Repcrtoire zurückgekauft und publiziert inzwischen sein Gesamtwerk sukzessiv auf CD. Empfehlenswert hier auch: SHUT UP’N PLAY YER GUITAR (Rykodisc RCD 10028), das komplette Album als Doppel-CD.

Wer nach dem Studium der CD-Tips im HiFi-Journal dieses ME-Hefts immer noch nicht sein Konto geräumt hat und noch ein wenig flüssig ist, der besorge sich am besten Richard Thompsons HAND OF KINDNESS (Hannibal HNCD 1313 Teldec Import Service) und Carole Kings TAPESTRY (Epic/Ode CDEPC 823(18). Denn das Meisterwerk des Fairport Convention-Gründers enthält auf CD einen Song mehr als die Teldec-Scheibe von 1983. während TAPESTRY vergleichbare Klangqualität wie die teure Nobel-Pressung von CBS aufweist: Mutterbandqualität!