Ruby Turner, Hamburg, Markthalle
Es geschehen noch Zeichen und Wunder, und das mitten im August: Sommerloch? Von wegen. Ruby und ihre siebenköpfige Band durften sich über eine dicht besetzte Markthalle freuen, allemal erstaunlich für eine junge Sängerin, die, sieht man von zwei Warm-Up-Singles ab, noch gar nicht richtig präsent ist auf dem Plattenmarkt.
Apropos Band: Soll(te) dem voluminösen Kugelblitz aus Birmingham tatsächlich der allseits prophezeite Durchbruch gelingen, ist sie gut beraten, schleunigst einige Personalwechsel vorzunehmen. Mit einem Drummer, der sein Kit mit dem Bleifuß traktiert. Solisten an Gitarre und Saxophon, denen allzuviel selbst an einfachsten Phrasen unfreiwillig danebengeht, und. absoluter Tiefpunkt einer mit Stimmund Tanz-Talenten gleichermaßen nichtgesegneten Background-Fee. die zielsicher die falschen Harmonien lieferte, ist kein Sitz im Soul-Oberhaus zu gewinnen.
So begann mit „Sexy“ („I was sixteen, and he was sexy“) ein Set, der mangels Klasse in punkto Arrangements und bei durchschnittlichem Songmaterial nur noch über Rubys Stimme funktionieren konnte. „Als ich auf die Bühne kam, hab‘ ich geschlafen. Ihr habt mich aufgeweckt“, wird sie später Komplimente ans Publikum verteilen und ihre Anlaufschwierigkeiten entschuldigen.
Als die überwunden waren, wurde die kleine Dame dem ihr vorausgeeilten Ruf als Brit-Soul-Export Nr. 1 aber doch noch gerecht. Gänsehaut und wohlige Schauer den Rücken runter stellten sieh immer dann ein. wenn sich die Band vornehm zurückhielt und Ruby das dezente Metronom nutzte, um ihren Vokal-Kapazitäten freien Lauf zu lassen. So in der Ballade „l’d Rather Go Blind“, wo sie die Spannung stetig steigert, fast a-capella innehält, um sich dann noch einmal ekstatisch zu verlieren.
Als nach gut 45 Minuten der Spuk schon vorbei sein soll, will das niemand recht glauben, und für zwei Zugaben läßt sich die Crew dann schließlich auch aus der Garderobe klatschen. Zunächst Ruby noch mal exklusiv für ihre zahlreich erschienenen Leidensgenossinnen, dann ist schwitzendes Boogie-Tum angesagt, und mit einer überlangen, schlecht arrangierten „Heard It Through The Grapevine“-Version schickt sie die Leute endgültig auf ihren Heimweg.
Zukunftsaussichten‘? Eine bessere Band, ein besserer Sound, eine Ruby in Top-Form — … 3 steps to heaven, würde ich sagen.
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