Doctor & the Medics, München, Alabamahalle
„In England haben wir fürchterlich eins auf den Schädel gekriegt, es war grauenhaft: Wir hatten einen Nummer-Eins-Hit! Bitte sorgt dafür, daß uns so was Gräßliches nicht auch noch in Deutschland passiert. Hier ist SPIRIT IN THE SKY!!“
Der Doktor beliebte zu scherzen, und sein erster Auftritt auf deutschem Boden geriet zu einem quietschbunt-fidelen Comic Strip. Die Paisley Panzerknacker plünderten schamlos die Pop-Geschichte, von Sixties-Psychedelik über 70er-Glam Rock bis zur Punk-Hektik der frühen 80er blieb kein Meilenstein verschont.
Schon die Optik war umwerfend: Der Wasserstoffsuperoxyd-Strubbel zum Schweinchen Dick-Gesicht (Gitarrist Steve Maguire), die Johannisbeerbubi-Kombination mit Glockenhosen (Richard Searle, Baß), ein Rotten-Feuerkopf am Schlagzeug (der Mann nennt sich „Vom“) und Fransen, Fransen, Fransen. Die Background-Sängerinnen Wendy und Sue, auch bekannt als „The Anadin Brothers“, glänzten mit Shocking Blue-Mähnen, Geisterbahn-Makeup und Go Go-Synchrontanz, während sich „The Doctor“ auf die Bühne als überaus bewegliche Streckbrett-Version des legendären Wizard Ron Wood entpuppte.
Obwohl (oder gerade weil) sich Doctor & The Medics bereits eingehend mit den örtlichen Trink-Gewohnheiten vertraut gemacht hatten -— „die nächste Nummer widmen wir dem deutschen Bier und seinen Brauern“ -— legten sie ein geradezu halsbrecherisches Tempo vor. Als hätten sie sich vorgenommen, das Repertoire ihres LP-Erstlings in der Hälfte der Album-Spielzeit zu bewältigen, ballerten die sechs ihre Songs über Wassermelonen und Senftöpfe derart rauh und schnell ins eher bieder wirkende Publikum, daß bereits nach der dritten Nummer die ersten Pogo-Tänzer vor der Bühne hüpften.
Nach einer guten Stunde Powerplay verriet der Doktor seinen Patienten noch, daß er heute Geburtstag habe, und bedankte sich für den prompt einsetzenden „Happy Birthday“-Chor mit zwei fulminant gecoverten Zugaben: Black Sabbaths „Paranoid“ und „Good Golly Miss Molly“ von seinem großen Vorbild Little Richard. Laut war’s. Und lustig.
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