Jazz

Diesmal Fusion first —- weil John Scofield mit STILL WARM (Gramavision) ein Album beisteuert, daß sie alle zufriedenstellen könnte: die Miles-Davis-Fans wegen des kompositorischen Tributs, Metheney-Jünger mit einem popnah schwebenden Sound, die Bluesfreunde, weil auch diese Seite zum Tragen kommt. Don Grolnick an den Keyboards, Daryl Jones als Bassist und der Drummer Omar Hakim — sie alle spielen eingängig, ambitioniert. sind eine Band, die auch für Anhänger des Jazzgitarristen Scofield mehr als nur akzeptabel sein dürfte. Knapp: (5)

Daß Chick Corea mit einer Electric Band an Return To Forever-Zeiten anknüpft, liegt nahe: Nie war das elektronische Klangarsenal spannender als heute. Das Equipement reicht denn auch vom KX88 bis zum Midi Rhodes — alles was neu und teuer ist. Die nach der Band benannte LP (GRP) ist überraschend draufgängerisch — und unpersönlich. Seinen kammermusikalischen Tönen hat der Ron Hubbard verehrende Pianist für diese Produktion mit jungen unbekannten Vollprofis restlos abgeschworen. Resultat: eine Platte für Musiker, die sich bei spieltechnisch irren Passagen vielsagend zunicken wollen. (3)

Alphonse Mouzon und Larry Coryell würde ich am liebsten ihr llth HOUSE (Metronome) über dem Kopf anzünden. Aus der Pioniertruppe des Jazzrock der 70er ist ein verkommener Haufen von musikalischen Lohnknechten geworden, die äußerst mittelprächtige Disco-Nummern abziehen, natürlich auch den Tango nicht unbehelligt lassen — und sicher selber am besten wissen, warum sie sich so deutlich unter Wert verkaufen. Knapp: (2)

Das krasse Gegenteil: Out Of The Blue (Blue Note), ein Sextett junger Amis um den Altsaxophonisten Kenny Garrett. Alle bis auf den Pianisten komponieren — Modern Jazz zwischen Woody Shaw, Wynton Marsalis und den Jazz Messengers. Straight forward, über alle Trends erhaben, souverän und mit der Humorlosigkeit selbstbewußter Puristen. (4)

Auf den ersten Blick mag es noch „konservativer“ scheinen, wenn der Flötist James Newton auf THE AFRICAN FLOWER (Blue Note) ausschließlich Musik der Altmeister Ellington und Strayhorn arrangiert. Aber im Unterschied zu Out Of The Blue werden hier nicht reihum Chorusse vergeben. Lustvoll verspielt bereitet Newton die Klassiker auf. Die instrumentale Vielfalt (Geige, Vibraphon und und) ist stets wohldosiert. Ellinatonia für die 80er Jahre. (5)

Der Pianist Monty Alexander spielt einerseits sehr kultiviert, baut Balladen „klassisch“ auf, nutzt alle Möglichkeiten. Akkordfolgen raffiniert abzuwandeln. Andererseits ist er ein Rhythmusfanatiker, der das Stillsitzen schwer macht, wenn er FULL STEAM AHEAD (Concord) loslegt. Im Trio mit Ray Brown und Frank Grant tut er beides, zeigt sich von seinem „Übervater“ Oscar Peterson unabhängig und langt nur bei Kurzversionen von „I Can’t Get No Satisfaction“ daneben. (4)

Duette von Piano und Gitarre sind aus gutem Grund eine Rarität: Beide Instrumente kommen sich beim Setzen von Akkorden allzu leicht ins Gehege. Daß dies nicht so sein muß, wenn man ein wohlbedachtes Konzept verfolgt und bestens aufeinander hört, zeigen Bruce Forman und George Cables anhand eines bewährten Repertoires (Monk. Rollins. Jobim und zwei Mal Forman). DYNAMICS (Concord) führt die Hohe Schule des Duett-Spiels vor. (4)

ECM hat sein Programm stilistisch schon seit längerem um immer neue Spielarten erweitert. So ist es fast eine Überraschung, wenn nun zwei LP’s den „klassischen ECM-Stil“ fortführen. Masqualero ist ein Quintett um Arild Andersen und Jon Christensen, das seine klangmalerische Musik nur sehr dezent rhythmisch absichert. Der Trompeter Nils Peter Molvaer erinnert deutlich an Kenny Wheeler. Die Stücke auf BANDE Ä PART haben einen meditativ langen Atem, aber zugleich musikalische Substanz genug, um nicht in New-Age-Konturenlosigkeit abzugleiten. Knapp: (5)

Das englische Quartett First House knüpft unmittelbar an die frühe Zusammenarbeit von Jan Garbarek. John Christensen und Keith Jarrett an. Auf ERENDIRA finden sich freie Improvisationen neben romantischen Anklängen, steht Pulse neben Swing, kühle Kopfmusik neben liedhaften Passagen. Kommt einem nur alles denn doch enttäuschend bekannt vor. (3)