Abenteuer in Yuppie-Land – „St. Elmo’s Fire“ :: Kinostart: 17. April
Zwei wohnen zusammen und wollen heiraten, nur nicht unbedingt einander. Einer ist verheiratet und will seine Gattin loswerden, um ein neues Leben zu beginnen. Zwei weitere beten Frauen an, die diese ernsthaften Gefühle nicht im geringsten erwidern. Und eine (man stelle sich das im Jahre 1985 vor!) ist mit 22 noch Jungfrau.
Herzlich willkommen in einem Panoptikum verwirrter Möchtegern-Yuppies, herzlich willkommen mitten in der Geschichte des US-Kinohits „St. Elmos Fire“. Die Sieben sind Freunde, seit sie aufs College kamen. Jetzt, sechs Monate nach dem Examen, können sie mit sich, der realen Welt und ihrer Zukunft nichts rechtes anfangen. Gemeinsam hängen sie in St. Elmos Bar rum, wo einer von ihnen kellnert, während er auf einen Anwaltsjob wartet.
Der Name der Bar (und damit der Titel des Films) ist das Schlüsselwort für die Gefühle dieser Früh-Twens. Das Elms-Feuer mit seinen nächtlichen Lichtblitzen verwirrte in der Zeit der Segelschiffe manchen Seefahrer und lockte nicht wenige Schiffe auf Riffs und Klippen. So geht es diesen Sieben auch: Hin- und hergerissen zwischen der Sicherheit von College und Elternhaus und den Verlockungen der neugewonnenen Freiheit schlingern sie durch ihr Leben.
Es ist eine Generation mit einem seltsamen Lebensgefühl. Sie sind in den 70er Jahren aufgewachsen, besuchten gute Schulen, sind verwöhnt, laut, nehmen sich schrecklich wichtig und wollen spätestens mit 30 einen Porsche haben, aber möglichst nicht dafür arbeiten.
Alex (Judd Nelson) zum Beispiel schmeißt seine politische Überzeugung über Bord („Es bringt schließlich mehr Geld, für einen republikanischen Senator zu arbeiten als für einen demokratischen Kongreßabgeordneten“), damit er sich für sein Yuppie-Loft ein größeres Sofa kaufen kann. Und sein Freund Kevin (Andy McCarthy) vernascht Alex“ Verlobte (Ally Sheedy). Sie alle spielen sich gegenseitig übel mit, aber sie brauchen sich, um den endgültigen Schritt zum selbständigen Leben zu schaffen.
Am Ende, nach Billys Absprung nach New York, marschiert der verbliebene Rest an der alten Stammkneipe vorbei, aber reingehen mag niemand; man verabredet sich zum Brunch in einem anderen Lokal. Soll heißen: Wir sind erwachsen geworden.
Sicherlich ein ziemlich grobschlächtiges Symbol, und der Film hat noch andere Macken, aber Drehbuchautor und Regisseur Joel Schumacher „Car Wash“, „DC Cab“) hat für diesen Film ein beeindruckendes Aufgebot amerikanischer Jungstars engagiert, (Emilio Estevez: „Repo Man“, „Breakfast Club“; Rob Löwe: „Class“. „Hotel New Hampshire“, „Oxford Blues“; Andrew McCarthy: „Class“; Demi Moore: „Schuld daran war Rio“; Judd Nelson: „Breakfast Club“; Ally Sheedy: „Wargames“, „Breakfast Club“ und Mare Winningham: „Dornenvögel“, „One Trick Pony“), die diese Altersgruppe glaubwürdig verkörpern. Sie geben diesem Film Charme und Liebenswürdigkeit.
Schumacher hat ein gutes Auge für die Macken der jungen Amerikaner. Er zeichnet sie in aller Unterschiedlichkeit, kenntlich und auf den Punkt. Er entlarvt ihre Klischees, ohne selbst welche zu benutzen. Der Film ist streckenweise ausgesprochen komisch und spiegelt Gefühle wider, die jeder Twen einmal durchgemacht hat. Dabei geht es manchmal arg amerikanisch zu — und nicht alle Verhaltensweisen können auf deutsche Verhältnisse übertragen werden. Das ist aber auch gar nicht nötig, denn St. Elmos Fire bietet einen faszinierenden Einblick in die Geisteshaltung unserer Generationsgenossen auf der anderen Seite des Atlantiks: Sie haben die gleichen Sorgen und Nöte, aber sie reagieren oft viel ausgerasteter.
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