John Martyn – Piece by Piece
Eigentlich muß man John Martyn mit jedem Album neu vorstellen: Über begrenzte „interessierte Kreise“ ist der Gitarrist, Sänger, Songschreiber aus Glasgow bei uns nie hinausgekommen. Wenn man bedenkt, daß sein erstes Album LONDON CONVERSATIONS bereits 1968 erschien, kann man sich ausmalen, daß eine Menge Energie und Selbstbewußtsein notwendig ist, um als ewiger „Geheimtip“ so lange durchzuhalten.
Das runde Dutzend Alben hat der einst puristische Folkie schon 1982 vollgemacht, und PIECE BY PIECE wird die Song-Quelle Martyn auch kaum zum Versiegen bringen. Wieder jongliert er mit verschiedensten Stilen, kurvt lässig durch funky Pop-Gefielde, erlaubt seiner spröden Nebel-Stimme nur cooles Understatement und bleibt selbst bei verschärftem Uptempo-(Disco-)Beat kontrolliert und zurückhaltend. Die Songs sind weniger von starken Melodie-Linien als von Klangdenken und Atmosphäre bestimmt.
Eine heikle Sache, wenn man nicht so viel vokalen Sex in die Waagschale zu werfen hat wie meinetwegen Teddy Pendergrass oder der weiße Soulbrother Mick Hucknall von Simply Red. Solche Vergleiche drängen sich auf, und John Martyn entscheidet sie nicht unbedingt zu seinen Gunsten. Instrumental regiert Gleichförmigkeit, der Martyn keine echten Glanzlichter aufsetzt. Eine Platte zum gepflegten Partv-Ausklang um vier Uhr morgens.
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