Funk/Soul

Skipworth & Turnet (4th & B’way/Island BRLP 508) gehen auf ihrem Debütalbum mit Sonnenschein-Mentalität ans Werk und beweisen, daß Unbeschwertheit nicht Banalität bedeuten muß. Sie versprühen jene Vitalität, die einen im Sommer in den Park und im Frühling auf die Bäume treibt. Für Jogger, Checker und Jungdynamiker. (5)

Etwas aggressiver arbeiten KoKo PoP, die nicht so sehr auf die Beine als auf den Unterleib zielen. Ihr Beat steht hart und unerschütterlich — und wenn keine scharf schrubbende Gitarre für den nötigen Drive sorgt, haben sie gleich Keyboard-Riffs in der Hinterhand, die kaum weniger treiben. SECRETS OF LONELY BOYS (Motown ZL 72396) ist so wie’s aussieht — bunt, frech und poppig mit einem leicht englischen Einschlag. (5)

Schwer enttäuschend dagegen die Altmeister des schweren Baßsynth-Groove mit GAP BAND VII (Total Experience/AO FL85741). Nicht nur, daß ihre einst so genialen Ideen im siebten Aufguß doch etwas schal klingen; sie fangen auch noch an, die Charts zu plündern. Den Madonna-Groove konnten sie noch relativ geschickt kaschieren, aber unter die Maxi-Nummer den Michael Jackson „Beat lt“-Rhythmus zu legen, wirkt doch reichlich plump. (3)

Überhaupt scheinen Gap Band-Produzent Lonnie Simmons zur Zeit die Ideen auszugehen. Auf CONFESS IT BABY kann man zwar gerade noch hören, daß Prime-Time eine hervorragende Truppe ist, aber die klischeebeladene Produktion würgt kreative Ansätze oft gewaltsam ab. (4)

Totproduziert wurde auch Joyce Kennedy, das explosive Mothers Finest-Organ. Sie hat sich inzwischen die Haare rot gefärbt und sieht aus wie Ingrid Steeger als Neger. Obendrein hat sie die falschen Leute engagiert, denn obwohl sie sich sechs prominente Produzenten ins Studio holte (unter anderem Jellybean und Jeffrey Osborne), is WANNA PLAY YOUR GAME (A&M 395 073-1) nur mäßiger, verkrampft aktueller Durchschnitt ohne Biß und Ideen. Allein ihre Stimme ist immer noch scharf — so als wären Madonna und Chaka Khan im Koksrausch auf Männerjagd. (3)

Da hat sich Nicole McCIoud nicht ganz so billig verkaufen lassen. Wenn man von den scheinbar unvermeidlichen Madonna-Anleihen absieht, hat sie auf WHAT ABOUT ME? (Portrait/CBS 7464-40019-1) einiges zu bieten: DJ-Notnägel wie „Ordinary Girl“ zum Beispiel, oder das herrlich altmodisch arrangierte Duett mit Timmy Thomas „New York Eyes“. Zwischen Schmeicheln und Brüllen kann sie eigentlich fast alles. (4)

Das war schon lange fällig — eine GREATEST HITS-Platte von Fatback (Zyx 20 049) mit haufenweise genial derbem Hardcore Funk, vornehmlich aus den 70ern. Mit allem was dazugehört, von der jammernden Wah Wah-Gitarre über kehlige Brüller bis zur schreienden Orgel. Nur die Tonqualität wirkt im Zeitalter der computerisierten Remixes fast schon archaisch. (Man hat sich scheinbar auch nicht die Mühe gemacht, die Mastertape aufzutreiben.) Und dem Kerl, der Geniestreiche wie „Is This The Future“ so brutal ausblendet, möchte man an die Gurgel. Musik: (6)

Maxis! Cheryl Lynn kann nicht nur nach wie vor brüllen wie zu „Go To Be Real“-Zeiten, sondern ist zudem noch in die Fänge von Jimmy Jam und Terry Lewis geraten. Maxi „Fidelity“ (Columbia/CBS 7464-05220-1) macht Lust auf den Rest. (5)

Um nicht in Vergessenheit zu geraten, hat Go-Go-Vorkämpfer Chuck Brown drei Versionen von „Sho Yuh Right“ (T.T.E.D. 3007 B) herausgebracht, die etwas bemüht an den „Money“-Erfolg anknüpfen wollen. Aber Chuck Brown darf bei sich selbst klauen. (5)

Irgendwer hat jetzt endlich auch den New Yorkern gesteckt, daß da — eine halbe Flugstunde entfernt — in Washington der Teufel los ist (Kurtis Blow hat’s schon lange gewußt). Und Titanin meinen denn auch brav: „Do The Go Go“ (Sugarhill 32052-A). Zu mehr als ein paar verkrampften Go Go-Klischees über einfallslosem Hip Hop-Beat hat’s allerdings nicht gereicht. (1)

Dafür haben die New Yorker die Human Beat Boxes. Nachdem die Fat Boys jetzt in Richtung Hollywood abgedriftet sind, gehört die Straße zur Zeit Doug E, Fresh, der mit „Just Having Fun“ (Streetwave MKHAN 64) sein „The Show“-Niveau gehalten hat (plus Bonustrack a capella). (6)