Jane Wiedlin – Jane Wiedlin

Nun zirpt sie also allein vor sich hin — Jane Wiedlin, die bei den kalifornischen Go-Go’s ausgestiegen ist, weil die anderen Damen sie ihre eigenen Stücke nicht singen ließen. Hört man Mrs. Wiedlins Solo-Debüt, kann man die Bedenken ihrer Ex-Kolleginnen fast verstehen. An den Teenie-Sopran der 27jährigen Sängerin, die manchmal wie eine Mischung aus Yoko Ono und Kate Bush klingt, muß das Go-Go’s gewöhnte Ohr sich nämlich erst gewöhnen.

Die zweifelhaften Gesangskünste werden jedoch durch Jane Wiedlins Songwriter-Künste schnell wieder aufgefangen. Die zierliche Rhythmusgitarristin war schließlich für einige der besten Stücke der Go Go’s (mit-)verantwortlich, darunter der Bestseller „Our Lips Are Sealed“ und die Höhepunkte der letzten, unterbewerteten Go-Go’s-LP TALK SHOW. Ihre Stärken liegen vor allem in schwungvollen Pop-Melodien, auch wenn sie vom Produzenten-Trio Russ Kunkel. George Massenburg und Vince Ely teilweise etwas ungelenk und schwerfällig umgesetzt wurden.

Die US-Single „Blues Kiss“ ist ein melancholisch-flotter Einstieg in das Erstlingswerk, dessen einziger wirklicher Schwachpunkt auf dem Fuße folgt: „Goodbye Cruel World“. Jane Wiedlins Version von „Imagine“ (Motto: „Laßt uns alle Unbill dieser Welt wegträumen!“). Diese Ode auf den Optimismus ist ihr denn doch ein wenig zu naiv geraten; ansonsten gelingt es ihr meistens, durch kleine textliche Widerhaken etwaigen Banalitäten aus dem Weg zu gehen – ob es sich nun um Alltägliches aus der Beziehungskiste handelt („Sometimes You Really Get On My Nerves“) oder um unerfüllte Sehnsucht wie im atmosphärischen, von Roxy Music-Einflüssen durchzogenen „One Hundred Years Of Solitude“.

Insgesamt kein überragender, aber doch ein vielversprechender Alleingang, der Lust auf mehr macht.