Funk/Soul

Ready For Teddy? Einen Mann, der von der Hüfte ab paralysiert ist, dabei gut 70% seiner Stimme verlor, mit einem dermaßen mageren Michael Masser-produzierten Set von Midlife Crisis-Trostspendern wie LOVE LANGUAGE zu reaktivieren, war ein kriminell taktloser Akt von Rufschädigung. Inzwischen hat Teddy Pendergrass eingesehen, daß außer der Vandross-Variante bei LOVE LANGUAGE nichts funktionierte, und läßt es bei WORKIN‘ IT BACK (WEA 960 447-1) auf einer reifen, repräsentablen Sammlung soulvoller Slowies beruhen.

Die gedämpftesten Töne kommen ihm dabei oft am gelegensten, wie etwa Womack & Womacks „Lonely Colour Blue“, bei dem seine Stimme mit purer Technik den Groll und die Gewalt von früher überspielt. Auch sonst wird er meistens fair bedient. Bei dem baßlastigen Swinger „Want You Back in My Life“ ist er bestens aufgehoben, ebenso wie bei dem von ihm selbst zu Papier gebrachten „Love 4/2“ (eine ideale Single).

Ob Teddy stimmlich wieder da ist? Okay, er kann eine Melodie halten, ohne daß seine Stimme abflacht, aber die kehligen, kommandierenden Shouts unterbleiben, und ein neues „Turn Off The Lights“ oder „Love TKO“ liegt momentan außerhalb seiner Reichweite. (3)

Der bravourös beständige Roy Avers hält auch mit YOU MIGHT BE SURPRISED (Columbia FC 40022) den „hohen Standard von DRIVE und IN THE DARK (das mit dem Titelstück, dem Instrumental „Goree Island“ und „Poo Poo La La“ ein Trio von Kult-Tracks abwarf!), wenngleich wir ihm diesen Set strenggenommen nur zur Hälfte gutschreiben können: Vier von acht Songs prägt nämlich James Mtume – Tracks, bei denen der Herzschlag der „Juicy Fruit-Rhythmus-Box alles überschallt und Avers mit ein paar Vibraphon-Volleys den Platz eines Sideman zugewiesen bekommt.

Was nicht heißen soll, daß Mtumes Beiträge von schlechten Eltern sind. Im Gegenteil: „Slip N‘ Slide“ ist ein herrlich relaxter Synth-Soul-Swinger: das gemächlich vor sich hintropfende „Programmed For Love“ rankt sich um einen von Tawatha Agee gesungenen Chorus und gibt Roy Gelegenheit zu einem getuschelten Schlafzimmer-Rap in Isaac Hayes-Manier. Von seinen eigenen Songs brilliert vor allem dasTitelstück mit seinem elastischen Backing – eine Beat-Ballade, bei der wir ein Wiederhören mit der göttlichen Jean Carne feiern können.

Wer sich zu LP-Titeln wie MR. LOOK SO GOOD traut und – seinen Verehrerinnen zuliebe! – so tut, als stünde er sein ganzes Leben lang auf der Transferliste, der kann mich nicht einmal mehr mit dem pathetischsten P.S. überraschen, über das ich beim Studieren von liner noles je gestolpert bin: „When I die. I hope a strong, intelligent, liberated woman Stands before mv grave, andsays: ,Here lies a Man‘.“ (4)

Willkommen zu DARK GABLE (RCA AFL1-5482), der neuen Dimples-LP (nein Ladies, es heißt nicht mehr Richard „Dimples“ Fields!), bei der sich unser Caballero wie gehabt durch einen Set von Lyrics croont, die sich ab und an recht amüsant und ambitioniert ausnehmen, meist aber einfach nur noch albern, ärgerlich und absurd sind: „I have this dream that Im stranded on a lonely Island. Me. Tarzan… you, Jane.“ (Wenn er da mal nichts durcheinanderbringt. Oder wollte er sagen: Me, Robinson… you, Freitag“?) Daß er sich kürzlich den Luxus leistete, einige seiner besten Songs seiner Mädchen-Gruppe 9.9 zuzuschanzen, rächt sich hier: 9.9s „All Of Me For All Of You“ packte prompt die Soul-Top 10, wovon er mit seiner eigenen Single, einem plumpen Partytime – Plädoyer namens „Shake ‚Em Down“ nur träumen kann!

Auch wenn er bei „Neckgrabber“ ein paar halbwegs hörbare Harmonien zur Hand hat, sind wir noch am ehesten auf Romanzen wie „One Special One“ und „I’d Really Love To See You Tonight“ angewiesen, die hier für das Gröbste entschädigen. Knapp (3)

„Everbody Dance“, ihr Maxi-Debüt, klang, als hätte sich Madonna in Minneapolis produzieren lassen. (Das Gitarrensoli beschlagnahmte allein ein gutes Viertel des Songs!) Wir können wohl jetzt von Glück reden, daß bei Ta Mara & The Seens LP-Einstand – TA MARA & THE SEEN (A & M SP 6-5078) – auch noch andere Saiten aufgezogen werden. Entdeckt und produziert von Ex-Time-Gitarrist Jesse Johnson, sind Ta Mara (die aussieht, als hätte sie mit Prince geschlafen, und genauso klingt wie seine anderen Mätressen: suggestiv und soullos!) und ihre Gang an sich nichts weiter als eine blassere Kopie seiner eigenen Revue. Seite 1, wo die Band eine Serie mechanischer und monotoner Minneapolis-Grooves herunterleiert, ist eine einzige Qual; auch wenn bei „Thinking About You“ und „Gut To Have You“ das komplette Riff-Repertoire von Johnsons „Can You Help Me“ geplündert wird – diese beiden Electro-Jams werden es wohl gewesen sein, die Jesse zu der Behauptung veranlaßten, daß er Ta Maras Debüt höher einstufe als sein eigenes. Knapp: (3).

Brenda K. Starr, die einen kurzen Part in „Beat Street“ hatte, bekommt bei I WANT YOUR LOVE (Mirage 90284-1) von Arthur Baker und Richard Scher & Lotti Golden jedes nur erdenkliche NY-Dance-Klischee aufgebrummt – und bleibt so schließlich auf einem Album sitzen, das eine Handvoll passabler Club-Cuts hergibt, dem aber kaum eine längere Lebensdauer bevorstehen dürfte. Die alte Leier: passable Performance, passable Produktion, der Bakerbeat bollert los wie gewohnt, aber das Material ist so austauschbar und anonym, daß man es jeder x-beliebigen Session-Sängerin hätte andrehen können.

Brendas Sternstunde kommt bei der überraschend taktvoll präsentierten Ballade „Love Me Like The First Time“; im Dance-Department können wir uns auf ihr Chic-Remake „I Want Your Love“ und die Single „Pickin‘ Up Pieces“ einlassen. (2)

Notorische Copy-Cats wie Jimmy Jam & Terry Lewis werden auch nach Cherelles HIGH PRIORITY LP (Tabu BF Z40094) nicht von dem Vorwurf freizusprechen sein, mit allzu bekannten Grooves zu flirten, aber was sonst hätten wir erwarten können? HIGH PRIORITY ist der unverwechselbare Jam & Lewis-Job – höllisch hochgetunete elektronische Drums, feiste, fesselnde Baß-Riffs und Schicht auf Schicht quasiorchestrale Synth-Sounds.

Mag sein, daß Cherelle (wie schon bei FRAGILE) wenig mehr als eine Puppe inden Händen ihrer Produzenten ist. Aber es spricht schon für die Lady, wie ihre gläserne, glockenhelle Stimme inmitten dieses planvoll programmierten Sound-Panoramas die Oberhand behält. (5)

Maxis! Jimmy Castor: „Godzilla“ (Catawba). Castor. mit seinem frenetischen Fantasy-Funk alle paar Jahre entweder als Da«re-Crazp-Auslöser oder Ausbeuter ins Schwarze treffend, lag seit „E-Man Boogie ’82“ nicht mehr so gut im Wind wie mit diesem Killer von einem Rhythm-Track. Eher ein Stop & Go-Sound als ein Song und nicht gerade Lichtjahre entfernt von seinem ’74er Knüller „Bertha Butt Boogie“. (3)

L. L. Cool J: „I Can Give You More“ (Def Jam). Windiger Easy-Aaion-Rap des 16jährigen „I Need A Beat“-Kids, plaziert über Beat Box-Stakkatos und düsterem Cocktailbar-Piano-Geklimper. „I Can’t Live Without My Radio“, die B-Seite, war die Killer-Jam des „Krush Groove“-Soundtracks. (4)

Roxanne Shante: „Bite This“ (Pop Art). Rasiermesserscharfer Beat Bm-Maniac, bei dem Roxanne wieder einmal in bewährter Manier über die komplette Hip Hop-Hautevolee herfällt. Das satanische Scratching geht auf das Konto von Marley Marl. Könnte zu einem Street-Smash a la „Fly Girl“, oder „The Show“ wachsen. (4)