Oldies

Den „Vogel des Monats“ schießt diesmal ein Sampler ab: Motown Sings The Beatles (Tamla Motown WL 72348) bringt 20 Titel, davon 17 Beatles-Hits, die von den schwarzen Stars (alle dabei: Supremes, Marvin Gaye, Smokey Robinson, Temptations, Diana Ross, Four Tops u.a. – nur Stevie Wonder fehlt) in teilweise verblüffenden Versionen gestaltet werden. Die restlichen drei Songs sind Motown-Originale, die auch für die Beatles Hits abwarfen („Money“, „PleaseMr. Postman“, „You’ve Really Got A Hold On Me“). Eine Scheibe, die viel Vergnügen bereitet und quasi nebenbei vorzügliches Unterrichtsmaterial für Seminare über die Wechselbeziehungen zwischen schwarzer und weißer Popmusik abgibt. Aus diesem Grunde: (6).

Bleiben wir noch bei schwarzer Musik: Das Beste von Lee Dorsey ist auf Holy Cow (Arista 804 781/Ariola Import) versammelt, darunter „Ride Your Pony“, „Coalmine“ und „Can You Hear Me“. Oft gehört, immer gut (5). Volles Lob geht auch an Bobby Blands The Soulful Side Of Bobby Bland (Kent 044/TIS) und den Sampler New York City Soul (Kent 043/TIS), der hauptsächlich unbekanntere – aber stets heiße Acts vorstellt Beide: reichlich (4) Eine (vor allem für Einsteiger) gehaltvolle Serie liefert Ariola Import: Reggae Greats bringt wuchtige und wichtige Aufnahmen von u.a. The Wailers (804 734), Steel Pulse (804 722), Burning Spear (804 724). Da darf Bob Marley den „Concrete Jungle“ besingen, verkünden Steel Pulse die „Handsworth Revolution“ und tobt Burning Spear die Vaterfigur „Marcus Garvey“. Insgesamt Spitzen-Reggae der Jahre 1973 bis 1980 (reichlich 4). Noch etwas frischer klingt der DJs-Samplei (804 723) mit vorzüglicher Kost von u.a. U-Roy, Yellowman, Dillinger und General Echo. Mundwerk an und losgeht’s… (5).

Gemixtes: Little Games, die letzte Studio-LP der Yardbirds, wurde, um einige Singles-Tracks erweitert, neu aufgelegt (Farne FA-4131241/EMI-ASD) und setzt noch immer Maßstäbe (6). Das tut auch der rohe Gitarrensound von Link Wray & The Raymen (Edsel 149/TIS u. Wishbone), allerdings sind die Stücke nicht alle erstklassig (knapp 4). Einen minder guten Tag hatten die Flamin‘ Groovies bei den Aufnahmen von Live At The Whisky A GoGo 79 (Lolita 5037/Rimpo) erwischt. Nur für echte Fans von Interesse, ansonsten (2).

Neu vorliegt auch wieder der Start von Huey Lewis And The News (Chrysalis 202 700); zu hören gibt’s eine Band, die dabei ist, ihren eigenen Weg zu finden (3). Der verlief für The Guess Who, die kanadischen Hardrocker der Edelklasse, zumindest personell kurvenreich. The Best Of The Guess Who (RCA NL 83746) erinnert an eine fast vergessene Truppe, die es in ihren besten Zeiten faustdick hinter den Ohren hatte. (4).

Als den heutzutage für jeden Mist verantwortlich gemachten Hippies noch Vertrauen entgegengebracht wurde, machten Lollipop Shoppe hörenswerte Musik. Just Colour (Big Beat 36/Wishbone) ist der Beweis, der – ergänzt um zwei Bonus-Tracks -zu Recht neu aufgelegt wurde. (4). In schnellen Zeiten passiert sowas sogar schon einem Klassiker des Jahres 1982: Songs To Remember (Virgin 207 341) von Scritti Politti. Ganz im Gegensatz zur für meine Begriffe recht merkwürdigen aktuellen LP Cupid & Psyche 85 sind hier in der Tat erinnerungswürdige Songs versammelt, die Green als frühgereiftes Genie ausweisen, allen voran „Asylums In Jerusalem“ und „The Sweetest Girl“ (6).

Beim IMS hat man intensiv in den (japanischen) Archiven der Polygram-Company gewühlt und wurde natürlich fündig. Beginnen wir mit der Spitze aller Spilzen, einer der LPs, die nun wirklich auf die sprichwörtliche einsame Insel mitmüssen: Velvet Underground & Nico(23 MM 0191), die Bananen-LP mit Klappcover. Weitere Kommentare erübrigen sich wohl (6). Noch’n Klappcover gibt’s bei Winds Of Change (20 MM 0440) von Eric Burdon & The Animals. Mit dieser Platte löste sich Burdon vom strikten Rhythm & Blues und ging auf Entdeckungsreisen, die ihm unterschiedlichen Erfolg & Nutzen brachten. Bei Change reicht die Bewertung jedenfalls von (2) bis (6).

Wer schon „alles“ kennt, kann ja mal nach Finnland rüberhören. Von Finnish Grafitti liegen drei Folgen vor (Finnlevy 1500/01, 2000/01 und 2504). Die teils instrumentale (Shadows, Ventures, Spotnicks standen Pate), oft finnisch und selten englisch gesungene Musik hat großteils nur Kuriositäten-Charakter (jedenfalls für unsere anglophilen Ohren), bringt mitunter aber auch kleine Aha-Erlebnisse (1) bis (4). (Import durch J. Hopp Versand, Postfach 23, 7152 Aspach)