Anne Haigis – Lass Mich Fallen Wie Schnee

Wer einmal das Glück hatte, Anne Haigis ganz privat auf einer Fete zu schlichten Gitarren- oder Piano-Akkorden singen zu hören, der weiß, daß sie selbst den abgeschmacktesten Standard, tausendundeinmal gehört, zu neuem Leben erwecken kann. Kurzum: Die Anne ist eine geile Sängerin. Doch es scheint, als brauche sie die Zwanglosigkeit, um wirklich überzeugend zu sein; konsequent Konzepte erfüllen kann sie nicht. Lass Mich Fallen Wie Schnee ist das zweite Werk nach der Radikalkur von der anerkannten Jazz-Chanteuse zur griffigen Pop-Maus. Und wiederum bleibt Anne (wie auch im Umgang mit Medienleuten) den Beweis schuldig, daß sie die neue Rolle mit entsprechendem Selbstverständnis und mit Selbstverständlichkeit verkörpern kann. Beinah zwangsläufig geht dem Album damit etwas so Elementares wie Persönlichkeit ab. Anne Haigis singt gute Songs wie „Machtlos“, „Gute Nacht“, „Laß mich…“, „Seine Frau“ (von Albert Mangelsdorff!), kann sie aber letztlich nicht mit Leben erfüllen. Sollte sie Probleme haben mit den Texten, die ihr da maßgeschneidert (?) wurden? Die stammen von Herrn Heirell und Frau Diese (wer sich hinter den Pseudonymen versteckt, sparen wir mal aus) und gehören auch nach Einschätzung befreundeter Kollegen von Anne zum Peinlichsten, was seit langem veröffentlicht wurde. Ein Beispiel mag genügen: „Er streifte mich ganz sacht bloß/Ich lachte erst nur achtlos/Und seitdem bin ich machtlos …“

Stimme: (5); Songs: (3); Texte: (1)