Oldies

Monatssieger wurde die LP eines Mannes, dessen Namen man gewöhnlich nur in sogenannten „Außenseiter“-Lexika und Auktionslisten findet: Merrell Fankhauser. Er und seine Band H.M.S. Bounty lieferten 1968 mit Things (Time Stood Still Records TSSLP 2/ Wishbone) ein Meisterwerk des popsongorientierten Acid-Rock ab.

Stilelemente der Byrds, Buffalo Springfield, Clear Light und sogar Kaleidoscope wurden zu einer allseits stimmenden Legierung verschmolzen, die nicht zuletzt vom Können des großartigen Leadgitarristen Bill Dodd lebte und dank Fankhausers Talent, eingängige Songs mit Raffinesse-Touch zu schreiben, hohen Ansprüchen gerecht wurde. H.M.S. Bounty kam rasch zur Sache; nur zwei der 13 Stücke überschreiten die Drei-Minuten-Grenze.

Die Neuauflage dieses klassischen Albums hat gegenüber dem Original zwei Vorteile: Ein Bonustrack und auf der Cover-Rückseite eine ausführliche Schilderung von Fankhausers kommerziell unglücklicher Nicht-Karriere (5).

Neues vom See For Miles-Label, das sich jetzt im Vertrieb des neuen Importdienstes „LP-Loft“ (Kiesstr. 38, 6 Ffm. 90) befindet: Von Caravan, den englischen Edel-Artrockern, liegt Aand I Wish I Were Stoned Happy (See 46) vor – eine Art „Best Of-Sammlung der Jahre 1970-75, auch heute noch anhörenswert (4).

Folkgitarrist Davy Graham ließ sich zwar auch von Jazzern wie Jon Hiseman und Dick Heckstall-Smith begleiten, aber Folk, Blues& All Points In Between (See 48) kann nicht ganz überzeugen (3).

1967 kam Manfred Mann mal wieder seiner Neigung nach, als Kontrast zu seiner Hitkost angejazzte Instrumentals anzubieten. Auf Soul Of Mann (See 52) müssen u.a. „Satisfaction“, „My Generation“ und „Still l’m Sad“ dran glauben (3).

Eine um Non-LP-Tracks erweiterte Neuauflage der ersten Terry Reid-LP ist The Hand Don’t Fit The Glove (See 50). Reids Musik hat Seele und Format, aber so gut wie keinen kommerziellen Zuschnitt (5).

Daß es in Deutschland um die Musik-Cassette mies bestellt ist, weiß jeder. Gründe: Schlechte Repertoirepflege der großen Companies, häufig tontechnische Unterlegenheit und Desinteresse beim Handel. Daß dies alles auch anders sein kann, zeigt (mal wieder) Line. Auf dem extra eingerichteten Impact-Label werden massenhaft interessante Cassetten angeboten, häufig Material, das es als LP überhaupt nicht (mehr) gibt! Eine Spezialität ist hierbei, nicht nur die A-Seiten von Singles zu kompilieren, sondern auch die B-Seiten. Weil Line ein Label ist, das in hohem Maße Qualitäts-Oldies im Programm hat, fällt auch das Cassettenangebot entsprechend aus. Der folgende Querschnitt soll als Maßstab dienen:

Der kleine Andy Fairweather-Low (heute bei Willy & The Poor Boys) war in den Sixties Sänger der Hitgruppe Amen Corner. HITS (Impact 85.0002) bringt alle Erfolge, teilweise in Live-Fassung (3). Die acht Singles von The Creation (remember „Painter Man“ oder „Tom Tom“?) sind auf The Hit Ton Singles(25.0003) versammelt. Pflicht für alte & neue Psycho-Freaks (6). Von den vier Cassetten der Everly Brothers sind The Complete Cadence Singles Vol. 1 und 2 (65.0004/5) am wichtigsten. 24 Titel des unvergleichlichen Brüderpaares, das für den countryfizierten Rock mehr getan hat als (fast) jeder andere (6). Kein Geringerer als Huey P. Meaux produzierte die frühen Aufnahmen des Sir Douglas Quintets (10.0044), incl. „She’s About A Mover“ (knapp 5). Von Frankie Ford kennen wir heute vor allem noch „Sea Cruise“, seinen 1959er-Hit. Let’s Take A Sea Cruise (50.0029) ist eine nette Auffrischung (3).

Der fabelhafte Del Shannon ist bei Impact gleich mit 11 Kassetten vertreten. Für Sammler von höchstem Wert sein dürften The Completes Singles Vol. 1 bis 3 (65.0007 bis 9), die er für die Labels BigTop, Berlee und Amy einspielte. Von „Runaway“ bis „Keep Searchin'“ alles dabei (5). Auch bei den mit fünf Cassetten bedachten Yardbirds ist die zweiteilige Singles Collection (25.0004 und 5) der größte Hammer, weil auch die teilweise raren späten Aufnahmen („Ha Ha Said The CSown“ u.a.) dabei sind (6).

Auf sage und schreibe 30 Folgen (75.0001 bis 30) hat’s derweil Rockfile gebracht, eine opulente Sammlung von Fifties-Kost (Sammelbewertung: 4). Der Nachteil der Cassetten ist ihre dürftige discographische Aufmachung (fehlende Besetzungsangaben usw.); ihr Vorteil der geringe Preis von nur 9,90 DM. Der Verkauf erfolgt nur durch Postversand. Interessenten wenden sich an Line Music, Postfach 605 220, 2 Hamburg