Kevin Coyne – Rough

Für den kauzigen Briten gibt es nur ein Entweder-Oder. Entweder er hat einen über den Durst getrunken und er wird zum zynisch-nölenden, unerträglichen Un-Sänger. Oder er hat gerade das rechte Quantum intus, um dann ein fast genialer, ironisch-bissiger Entertainer zu sein.

Rough (so klingt’s denn auch), Coynes aktuelles Livealbum, präsentiert die (einstige?) Kultfigur mit seinen Mitstreitern Peter Kirtley (Gitarre), Dave Sheen (Schlagzeug) und Steve Lamb (Baß) in Hochform. Kevins Musik ist von genialer Einfachheit. Zwischen Rezitativ („I Wander“) und Rock’n’Roll-Klassiker („Lucille“) bewegt sich Coyne im weiten Feld des Blues-Rock. Und ihm gelingen trotz (oder wegen?) dieser archaischen Spielarten im Zusammenspiel mit seinen geistreichen Texten Songs von poetischer Schönheit und Ausdruckskraft („Gina’s Song“, „Pretty Park“).

Sind die Klänge auf dem Live-Album in ihrer nicht zu überbietenden Authentizität typisch für Coyne, so überrascht uns der Sänger auf der Bonus-Single „Happy Holiday“ (Produktion: Ralph Ruppert) in einem fremden Soundgewand. Zusammen mit dem genialen Team der Wächtersbacher Wunderwerke (Dieter Kolb, Franz Aumüller & Co.), die zwar in Deutschland bereits mit ihren Projekten Supersempfft und 4 D Platten veröffentlichten, aber eher in London (Rusty Egan), New York (Celluloid) oder in der Karibik Feedbacks bekommen, ist da durch die Kombination von Calypso-Rhythmen und Coynes Nebelhornstimme ein klassischer Sommerhit gelungen. Wie zu hören ist, wird es in Bälde auch ein Album geben von Wunderwerker Coyne.