Oldies

Der „Oldie-des-Monats“-Titel geht an The Kinks und ihre 20th ANNI-VERSARY BOX SET (PRT 804 650-902/Ariola-lmport). Auf drei LPs werden „Greatest Hits“, „Kollectables“ und „Kovers“ – insgesamt 45 Stücke – ausgebreitet, alles Stoff, dessen Klasse unzweifelhaft ist. Abgerundet wird die Box durch ein achtseitiges Booklet. (6) Ebenfalls erstklassig ist der 20-Titel-Sampler THEM (See For Miles 31/TIS), allerdings nur für Anfänger und Fanatiker. Erstere können sich über die preiswerte Zusammenfassung der wesentlichen Them-Stükke freuen; letztere darüber, daß nun auch „I’m Gonna Dress In Black“ in echter Stereo-Fassung vorliegt. Ansonsten gilt: Unübertroffen ist die Anschaffung der beiden Original-LPs plus „Rock Roots“ (Decca Roots 3) und „Them Featuring Van Morrison“ (Doppelalbum Decca DPA 3001/2). Allein für die Musik kann THEM freilich (6) ernten. Alles klar?

Noch dubioser sieht’s bei The Birds aus: Aus dieser britischen R& B-Band, die bedauerlicherweise nie den Durchbruch schaffte, ging immerhin der Stones-Gitarrist Ron Wood hervor. Das macht ihre Musik – völlig zu Recht – zum Kultobjekt. Auf THESE BIRDS ARE DANGE-ROUS (Edsel Nest 901/TIS und Wishbone) werden die drei Decca-Singles kompiliert. Die gute Tat wird überschattet, weil diese halbe LP den vollen Preis kostet – und weil vier der sechs Titel „nebenbei“ erwerbbar sind, wenn man Vol. 2 und 4 der Line-Serie „Broken Dreams“ kauft. Daher mit Zähneknirschen (5)… und mit leisem Wutgeheul eine (knappe 6) für WE’LL BE TOGETHER (Fontana 822 896-1/IMS) der Pretty Things. Hier wird alles zusammengefaßt, was diese englischen R& B-Rauhbeine neben ihren ersten drei LPs einspielten – bis auf „Midnight To Six Men“ und „Progress“. Bei den Reissue-Fürsten scheint man Oldies-Fans durchweg für steinreich zu halten.

Abteilung Garage: BEST OF THE MUSIC MACHINE (Rhino RNLP 119) bringt die Hits „Talk Talk“ und „The People In Me“, dazu einen schönen Querschnitt und vier unveröffentlichte Stücke der phantastischen Band um Sean Bonniwell, die zur absoluten Garagenspitze ebenso zählte wie The Standells, von denen RARITIES (Rhino RNLP 115) vorliegt. Neben bekannten Tracks sind hier auch seltene Singles- und Soundtrack-Aufnahmen vertreten. Beide: (6).

Das gründliche Rhino-Label hat noch viel mehr zu bieten: Von Nazz, der legendären Todd-Rundgren-Gruppe erschienen gleich vier LPs, nämlich NAZZ (RNLP 109), NAZZ NAZZ (RNLP 110) und NAZZ III (RNLP 111), dazu BEST OF NAZZ (RNLP 116). Fortgeschrittener Beat und was sich daraus so entwickelte. Summarisch eine (4). Die Rhino-LPs werden von IMS vertrieben.

Wo immer sich eine „Hey Joe“-Version finden läßt, ist ein Sampler nicht weit. SIGNED, D.C. (Satan Records 666/Rimpo) bringt 16 total obskure Bands aus Washington und Umgebung, darunter eben „Hey Joe“ – diesmal von The Hazards. Seltsamerweise habe ich noch nie jemanden getroffen, der das Original dieses tausendfach gecoverten Songs kennt. Gibt’s keine Platte mit der Fassung von Billy Roberts? Bin für Hinweise dankbar (4)!

Ebenfalls bei Rimpo: THE CICA-DELIC 60’s/NEVER EXISTED (Cicadelic 993), ein Texas-Punk-Sampler gewohnter Klasse (5) und DALLAS PSYCHEDELIC GOLD FROM THE 60s (Cicadelic 994) mit The Penthouse 5 (ausgesprochen melodisch, teilweise aber auch wie eine wilde Ausgabe der Electric Prunes) und The Exotics, die die Mehrstimmigkeit Kaliforniens mit Heavy-Anleihen verbinden, was für einige irre Tracks sorgt (5).

Mit TRANSLUCENT WORLD (Psycho 34/Rimpo) liegt (meines Wissens) die letzte noch fehlende LP von Terry Brooks Band Strange vor. Dieses Werk entstand 1973 und bringt, besonders bei „Ruler Of The Universe“, eine Acid-Rock-Gitarre der Spitzenklasse. Aber die Stücke sind arg lang (4).

Abteilung „Was es nicht alles gibt“: Stilistisch gemischte Rhythm & Blues-, Rock- und Pop-Musik der frühsechziger Jahre liegt vor bei TOP TWENTY TWISTS (See For Miles 35/TIS) von Don Lang & The Twisters, Englands „Antwort“ auf ziemlich alles von jenseits des Ozeans Aufgenommen als Party-Album – für heutige Verhältnisse eine Kuriosität (2).

Die noch übertroffen wird vom Andrew Oldham Orchestra und der LP RARITIES (See For Miles 36/TIS), einem Zusammenschnitt aus den drei LPs (1964-66), die „das Gehirn hinter den Rolling Stones“ mit seinem „Studio-Spielzeug“ in Phil-Spector-Nachahm-Manier aufnahm. Es mischten auch Prominente mit (Stones, Kim Fowley John Paul Jones), aber aus heutiger Sicht sind allenfalls noch die abartigen Instrumental-Fassungen von Stones-Nummern von perversem Interesse. Eine Bewertung schenke ich mir.