Oldies
Keine langen Vorreden. Das für 0ldies-Fans wichtigste Ereignis des Monats ist die Tatsache, daß das amerikanische Label Rhino Records jetzt vom Importdienst IMS voll „in den Griff“ genommen und damit stapelweise hochinteressantes Material leicht zugänglich gemacht wird. Hier eine erste Kostprobe: Mit THE BEST OF THE OHIO EXPRESS AND OTHER BUBBLE-GUM SMASHES (RNLP 059) und THE BEST OF THE 1910 FRUIT-GUM CO. AND… (RNLP 060) wird die relativ kurzlebige, qualitativ aber oft unterschätzte Zeit des Kaugummi Rocks aufgearbeitet. Versammelt sind neben den Hits des Ohio Express und der 1910 Fruitgum Company auch Volltreffer von den Royal Guardsmen („Snoopy Vs. The Red Baron“), Syndicate Of Sound („Little Girl“), Lemon Pipers („Green Tambourine“) Sweet (u.a. „Wig Warn Barn“) und Archies („Sugar Sugar“). Aus dem Beat entwickelte unbeschwerte Popmusik, die vor allem Kinder jeden Alters begeisterte. Was soll daran schlecht sein? (4).
BEST OF THE SPENCER DAVIS GROUP (RNLP 117) ist natürlich ein Sampler der britischen R & B-Band, die eigentlich ein „Stevie Winwood Quartett“ war. Für Sammler ist eventuell wichtig, daß die mit zusätzlichem Background-Gesang versehene US-Fassung von „Gimme Some Lovin“ dabei ist. Ansonsten weitgehend bekanntes Material, und bestimmt nicht immer das allerbeste, das die Band anzubieten hat (3).
Das gilt im wesentlichen auch für die Monkees-LP MONKEE FLIPS (RNLP 113), die allerdings schon Vol. 4 einer Serie darstellt. Ziemlich Willkürlich kompiliertes Material (3).
Weit besser ist BEST OF THE LOVIN‘ SPOONFUL Vol. 2 (RNLP 114), denn hier wurden neben allseits bekannten Stücken auch Film-Tracks und John Sebastians erste Solo-Single erfaßt (4).
Das emsige See For Miles-Label (im Vertrieb des TIS) setzt seine Ausgrabungen fort: Noch nie etwas von Tony Brook with The Breakers, The Sneekers oder Toggery Five gehört? Macht nichts, es kann nachgeholt werden. Das sind drei von 18 britischen Rhythm & Blues-Bands auf THE R&B SCENE (See 33), die im Schatten der Stars ihr mitunter gleichwertiges „Unwesen“ trieben. Durch die hervorragenden Liner Notes von Brian Hogg (Herausgeber des Magazins Barn Balam) erfährt man, daß sich In der Masse unbekannt gebliebener Musiker auch ein paar Prominente (u.a. Jimmy Page, Lol Creme, Eric Haydock) verbergen. Wegen des extremen Sammlerwertes: (5).
Weil sich Musikstile in der Praxis oft nicht präzise abgrenzen lassen, finden sich ein paar der R&B-Bands auch auf 60’s BACK BEAT (See 39) wieder, obwohl diese LP eigentlich „British Pop“ bringen soll. Auch hier ist so manche willkommene Entdekkung möglich (4).
Nur für ein Spezial-Publikum interessant sind hingegen BRITISH ROCK ‚N‘ ROLL 1955-1960 (See 38), ein Sampler, der lediglich die Unterlegenheit der englischen Rock ’n Roller gegenüber den amerikanischen unterstreicht (2) und 20 CLASSIC INSTRUMENTAL (See 37), wo keine Formation aus dem Schatten der Shadows, Tornados oder Duane Eddys treten kann (2).
Langsam aber sicher rutschen die anfangs überwältigenden Sampler des englischen Soul-Labels Kent (Vertrieb beim TIS) in die – noch gehobene – Mittelmäßigkeit ab. CRY CRY CRYING (Kent 030) bringt ….. strong songs and real soul singing, enough to make you cry…“
und entpuppt sich als Balladensammlung mit viel Durchschnitt und zwei Wahnsinns-Nummern: „From A Whisper To A Scream“ (Allen Toussaint) und „Have You Seen Her“ (Chi-Lites). Insgesamt eine (3).
LEAPERS, SLEEPERS & CREE-PERS (Kent 031) ist stilistisch weniger festgelegt, bringt zwei tolle Songs von Patrice Holloway und auch sonst sorgfältiger ausgesuchtes Material (4).
Abteilung Mischprogramm: The Mojo Men aus San Francisco sind auf DANCE WITH ME (Eva 12049/ Rimpo) mit flexiblem, oft aber zu harmlosem Beat (und Artverwandtem) der Jahre 1965/66 vertreten. Daß ihnen die große Karriere verschlossen blieb, kann nicht verwundern (3).
Die machten hingegen die Moody Blues, exzellente Vertreter des britischen Soft-Rocks. Nachzuhören auf VOICES IN THE SKY (Decca 6.25939), dabei sind u.a. „Ride My See-Saw“, „Question“ und natürlich „Nights In White Satin“ (4).
Frischer Ruhm sorgt für einen flinken Nachschlag in Sachen Annie Lennox und Dave Stewart, die vor mittlerweile fünf Jahren die New Wave Band The Tourists betrieben. Deren beide LPs THE TOU-RISTS (Logo 823866) und REALITY EFFECT (Logo 823867) wurden erneut veröffentlicht. Während die erste LP fast durchgehend gute Songs enthält (4), ist auf der zweiten, die auch weniger prägnant produziert ist, ein leichter Abfall unverkennbar (knapp 4).
Zuletzt noch der Hinweis auf einen zum wiederholten Male neuaufgelegten Dauerseller: FAME & PRICE/TOGETHER (CBS 32509/IMS) von – na, klar -Georgie Farne &. Alan Price. Professioneller Club-, Nightclub- und Cabaret-Rhythm & Blues mit Songs von u.a. Price, Farne, Randy Newman. Und dem Hit „Rosetta“(knapp 4).
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