Richard Thompson – Across A Crowded Room

Schon 1970 verließ Richard die einflußreiche Fairport Convention, spielte mit seiner Frau Linda (und in den letzten Jahren ohne sie) folkinspirierte Rockmusik, ohne im Traditionalismus steckenzubleiben. Viele Musiker und Kritiker zählen neben einer empörend überschaubaren Gemeinde eingeschworener Fans zu denen, die Richards Unbeirrbarkeit zu schätzen wissen.

Produziert von Joe Boyd (Incredible String Band, Kate & Anna McGarrigle), begleitet von bewährten Fairportlern (Gitarrist Simon Nicol, Drummer Dave Mattacks) hat Richard Songs eingespielt, die nur zweierlei gemeinsam haben: desillusionierende Texte („love gone wrong,“ Eifersucht, Grausamkeit) und eine unaufdringlich emotionale, sehr persönliche Handschrift bis in Details der vielfarbigen Arrangements.

Das Folk-Element ist vertreten durch charakteristische Background-Vocals und das süchtig machende Cajun-Akkordeon Alan Dunns. Die Rockmusik ist natürlich rhythmisch präsent – und in Richards trockenem Gitarrenspiel. „Fairport-Anhänger sind mit dem auch nicht eben optimistischen „Walking Through A Wasted Land“ gut bedient, oder mit den „Ghosts In The Wind“: Der Baß singt, die Gitarren verschränken sanft gebrochene Akkorde – Pentangle läßt grüßen.

Moderner Kontrast: Richards Annäherung an den Sprechgesang bei „She Twists The Knife Again“ (Liebe kommt bei ihm kaum ohne Schmerz vor). Für mich der klare Höhepunkt: „Love In A Faithless Country“ – eine keltische (??) Ballade in bester Sixties-go-underground-Tradition. Eigenwillige Düsternis, aber ohne jeden Krampf.

Ach ja, Bläser gibt’s auch, einen fernen Dudelsack, Texte, die durchwegs Aufmerksamkeit verdienen kurz: Wieder mal eine runde Sache aus dem Thompson-Lager, die hoffentlich für Neuzugänge im Fan-Club sorgt.