Commodores – Nightshift
Das LP-Cover als stilistische Irreführung: Musik ist nicht immer so schwarz wie die Herren, die sie fabrizieren. Dabei will ich nicht bestreiten, daß beide Alben aus gutem Grund unter „Black Music“ abgestellt werden können. Aber die Commodores haben nach dem Abgang von Lionel Richte anno 82 ihren Sound moderni- und (wie es im Info diplomatisch heißt) „internationalisiert“.
Auf dem Vorgänger-Opus „13“ endete dies schlicht im Prolilverlust. Die „Nachtschicht“ gefällt mir da schon um Grade besser. Peter Wolf scheint als Arrangeur (er spielt auch Keyboards, Baß und Schlagzeug), dem Dance-Soul ein zeitgemäß straightes Konzept verpaßt zu haben. Nur eine Ballade blieb dabei übrig – und die ist zwar nicht an Lionel Richies schönsten Liebesliedern zu messen, aber „The Woman In My Life“ kann doch als gediegene Schnulze durchgehen.
Walter Orange, seit 1982 nicht nur Drummer, sondern auch als Leadsänger der Commodores, wird bei zwei Songs durch den Neuzugang J. D. Nicholas ersetzt. Warum eigentlich nicht öfter? Walter hielt sich zwar wacker, klingt aber auf die Dauer denn doch leicht deplaziert (Eunuchen-Passagen scheinen ihm noch am besten zu liegen). Mit J. D. als neuem Frontmann hingegen können die Commodores das Lionel-Richie-Syndrom endgültig überwinden.
Ray Parker jr.. Musiklieferant der Geisterjäger-Brigade aus dem Kino um die Ecke, strickt offenbar nicht an einem „Soul für alle“-Konzept. Diesen Eindruck vermittelt zumindest eine Zusammenstellung seiner „Charttousters“ aus den letzten drei Jahren.
Eine tiefschwarze Reminiszenz an die frühe Zusammenarbeit mit Stevie Wonder („Jack And Jill“ war auch hierzulande erfolgreich) und das sanftschwarze „A Woman Needs Love“ sind definitiv Motownnäher als die neuen Commodores.
Auf der anderen Seite erweist sich Parkers erster Hit „The Other Woman“ als Rocker mit Anspielung nicht nur auf die „Honky Tonk Women“ der Stones. Auch „Woman Out Of Control“ hat einen starken Rock-Touch. während andere Titel mehr zum Pop tendieren.
Schließlich sind auch die „Ghostbusters“ nicht unverwechselbar schwarz: Ray mußte sich illegitime Anklänge an Huey Lewis („I Want A New Drug“) nachsagen lassen.
Mehr News und Stories