Accept – Meatl Heart
Wie schnell sich die Zeiten doch ändern. Meinte man noch nach RESTLESS (1982) und der Haifisch-Hymne „Fast As A Shark“, die Band voreilig in die Schublade der „tumben Heavy Metal-Tore aus Solingen“ stecken zu können, so wurden die ignoranten Kritiker schon bald eines Besseren belehrt. Denn BALLS TO THE WALL, das international so erfolgreiche Album von ’84 (u.a. Gold in Kanada), strafte sie Lügen. Es vereinigte auf intelligente Weise forsche Metal-Attacken und klassische Hardrock-Harmonien zu einem schillernden Phongewitter.
Auch anno 85 setzen Accept diesen Kurs konsequent fort – mit METAL HEART, ihrem sechsten Opus, bei dem erstmals der erfahrene Zampano Dieter Dierks als Produzent seine Goldfinger im Spiel hatte. Mehr denn je wurde vor allem am stilistischen Ambiente gefeilt, die Betonung lag dabei stets auf den präzisen Arrangements.
Der Reihe nach: Orientalische Düfte wehen durch die Ouvertüre des Titelstücks, nur für Sekunden, dann wird’s ernst: Wolf Hoffmann wechselt von der elektrischen Sitar auf seine Gitarre und übernimmt das Kommando. Kernige Riffs gleiten im Eilzugtempo ins Solo, dem eigentlichen Highlight dieses Songs: Beethoven meets Metal! Fast unscheinbar federt die Gitarre von der harten auf die klassische Ebene und stimmt des Meisters „Pour Elise“ an. Dazu noch voluminöse Chöre, an denen selbst die Don Kosaken ihre helle Freude hätten.
Eine weitere Perle: Auch die Headbanger werden bedient, mit „Wrong Is Right“, einem Speed-Song erster Güte, rasante Gitarrenduelle, drängende Baßlaufe und ein Drummer, der wie Jon Bonham in seinen besten Tagen wirbelt.
Wohl selten hat sich eine Band dieses Genres so right und topfit präsentiert wie Accept. Neben Hitverdächtigem, „Midnight Mover“ und „Living For Tonite“, finden sich ausgefallene Tango-Töne, „Teach Us To Survive“, und zwei Balladen, „Screaming For A Love-Bite“ und „Bound To Fail“.
Meine Prognose: Accept gehört schon jetzt die Gegenwart und METAL HEART ist dabei ihre hochkarätige Visitenkarte.
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