Funk/Soul

Nach ein paar fehlgeschlagenen Anläufen, ihren Spät-70er Ruf zu restaurieren, zeigt sich Thelma Houston mit QUALIFYING HEAT (WEA 251 620-1) endlich einmal wieder von ihrer allerbesten Seite. Es ist nicht immer ein Schuß ins Schwarze, wenn gleich mehrere First Class-Produzenten bzw. Produktions-Gespanne für ein Album zusammengezogen werden (vergleiche auch Evelyn Kings I’M SO ROMANTIC). Hier aber geht die Rechnung hundertprozentig auf.

Teil 1, die Minneapolis-Seite, wird von den beinahe unfehlbaren Jimmy Jam und Terry Lewis gestaltet, diesmal noch verstärkt um ein weiteres Ex-Time-Mitglied, Monte Moir. Vor allem dessen Beiträge „(I Guess) It Must Be Love“ und „Fantasy And Heartbreak“, das sich einem erst mit der Zeit erschließt stechen hier hervor. „You Used To Hold Me So Tight“ ist, vor allem wegen seiner pladdernden Moog-Bässe und dem patenten Drum Computer-Programming, 100% Jam & Lewis, „I’d Rather Spend The Bad Times With You Than Spend The Good Times With Someone New“ zeigt eine deutliche Neigung zu NY-Electro-Produktionen; auffällig, daß Thelma bei beiden Tracks nicht über, sondern hinteräem Beat singt.

Bei Teil 2 gelingt ihr Dennis Lamberts „Generate Love“ besonders gut – und lediglich das von Glen Ballard und Clif Magness (beide bei Quincy Jones angestellt) produzierte „Shake You“ ist ein von lautem Sax und lärmigen Gitarren überzogener Rocker und hier völlig fehl am Platze.(4)

Sky sind seit „Call Me“ ständigen Formschwankungen unterworfen; ihr neues Album INNER CITY (Salsoul SA 8568) macht da keine Ausnahme. Es gibt hier zwar keine drastischen Fehlschläge, alles ist sauber gesungen und solide gespielt, aber wirkliche Killer-Tracks beinhaltet INNER CITY leider keine.

„Dancin‘ To Be Dancin“ und „Two Hearts“ sind zwei quicklebendige Party-Jogger mit ansprechendem Melodie-Gehalt, „Pay Up“ mit einer staksenden „Carribean Queen“-basslines und das Brass Constructionverwandte „I Got Your Number“ fallen ebenfalls angenehm auf – und im Balladen-Department haben Sky mit „Slow Motion“ ihre Sternstunde.

Summa summarum guter Durchschnitt – ich glaube kaum, daß Skyy mit dieser Platte ihre Position entscheidend verbessern.(3)

Nach den imposanten, weitgehend leider links liegen gelassenen LPs von Switch und Prime Time debütiert auf Lonnie Simmons Total Experience-Label jetzt mit Pennye Ford eine ehemalige Motown-Session-Chanteuse, die mit PENNYE (Total Experience TEL8-5704) nicht ganz imstande ist, das zu harten, was ich ihr nach ihrer „Change Your Wicked Ways“-12-Inch zugetraut hätte.

Sie stimmlich zu beurteilen, fällt schwer – zum einen, weil ihr Gesang durch permanentes Doppeln aufgeblasen wird, zum anderen wegen der ungewöhnlich dichten Harmony-Vocals ((in der Phalanx der Back Up-Sänger stehen u.a. Cavin und Alisa – Yarbrough & Peoples für euch! – und Robert „Goodie“ Whitfield).

Der oft bemühte Chaka Khan-Vergleich erscheint allerdings zu weit hergeholt; wenn überhaupt, dann fällt Pennye in die Evelyn King/ Sharon Redd-Kategorie – sie verfügt über eine recht hohe, etwas harsche Stimme, wie sie für Midund Uptempo-Funk-Tracks ziemlich ideal ist.

Das Manko bleibt hier das Material: Alles dreht sich um die eine Single, zwei etwa gleichwertige fol-Iow-ups sind mit „Dangerous“ und „I Feel The Music“ ebenfalls zur Stelle; trotzdem kommt das Album für Mrs. Ford ein wenig zu früh!(3)

Neue Maxis! G.Q.: „You’re The One For Me“ (Stadium). Zu ihren besten Zeiten („Disco Nights“!) gehörten New Yorks G.Q. zu den geschicktesten Chic/Change-Kopisten; ob ihre von pfundigen Baß-Computern vorwärts gepeitschte Comeback-Single allerdings genug Charakter hat, um aus dem gegenwärtigen Dance/Disco-Angebot hervorzutreten, möchte ich bezweifeln. (3)

Norma Jean: „Shot In The Dark“ (MCA). Norma war die erste Lead-Sängerin von Chic und anschließend leider nicht konstant genug, um als Solistin groß herauszukommen. „Shot In The Dark“ ist nicht schlecht für den (Neu-)Anfang: Ein zielstrebiger Baß und zackige Rhythmus-Gitarren bilden ein stabiles Fundament, und die Heiserkeit in Normas Stimme behält den ihr eigenen Reiz. (4)

D.ST & Jalaluddin Mansur Nuriddin: „Mean Machine“ (Celluloid). Kein Zweifel, der beste Rap seit Gil Scott-Herons „Re-Ron“! Jetzt, wo das sehnlichst herbeigewünschte Last Poets-Revival endlich Realität ist, kommt „Mean Machine“ wie gerufen.

Nuriddin war ein Gründungs-Mitglied der Poets und hat diesen Rap – zu dem das High Tech-Ambiente von Bill Laswell und Bernie Worrell wie angegossen paßt – bereits vor 14 Jahren verlaßt. „Megathons, H-Bombs, Napalm, Gas all this shit will kill you fast–!“ „Was soll ich noch sagen? Harder Than The Rest!!!“ (5)

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