Marillion – Real To Reel
Mit den ersten beiden Alben haben sich Marillion zwar einen beachtlichen Fankreis erspielt – der Vorwurf aber, sie seien letztlich nur ein Abklatsch des „Progressive Rock“ der 70er, will trotzdem nicht verstummen.
Mit ihrem ersten Live-Album kann die Band die Revival-Schelte zumindest halbwegs entkräften. Schließlich eilt Marillion der Ruf voraus, bei Konzerten ihren theatralischen Art-Rock mit lebendiger Frische zu präsentieren – wofür wohl vor allem Sänger Fish verantwortlich zeichnet.
Bei den sechs in Kanada bzw. England mitgeschnittenen Titeln beweist er mit dramatischer Stimme das schauspielerische Talent, Songs als Bühnenrollen zu begreifen und dementsprechend zu variieren. Mal singt er bedeutungsvoll flüsternd im Kastratenfalsett, dann wieder schreit er seinen Text heraus („Incubus“), wieder ein anderes Mal (beim Marillion-Klassiker „Forgotten Sons“) deklamiert er missionarisch predigend.
Spätestens bei „Market Square Heroes“ aber muß man sich fragen, ob Fish auf Dauer die sich wiederholenden Muster des Bombast-Rock mit seiner Bühnenpräsenz vergessen machen kann. Nach dem nächsten Studioalbum im Spätsommer wird man mehr wissen.
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