Deep Purple :: Perfect Strangers
Wer hätte das gedacht: Die alten Streithähne Ian Gillan, Ritchie Blackmore, Jon Lord, Roger Glover und Ian Paice sitzen wieder in einem Boot! Nach langen Jahren der Trennung melden sich Englands Hardrock-Senioren zurück, mit frischem Material (ob tau-, wird sich zeigen) und einer ungeduldig erwarteten LP.
Da werden bei älteren Semestern (wie mir) Erinnerungen wach. Erinnerungen an eine Zeit, als man zu einer Hymne wie „Child In Time“ durch die Dorf-Disco schwebte oder sich nach „Speed King“ vor lauter Ekstase den Schweiß von der Stirn wischte. So furios, aber auch schon wieder intim und balladenhaft hielten die Klassiker von DEEP PURPLE IN ROCK (1970) den Hörer immer wieder in Atem.
Und heute, anno ’84? Wenig hat sich seitdem verändert, die Oldtimer bauen noch immer auf die bewährte Achse Blackmore/Gitarre – Lord/ Keyboards – Paice/Drums: Ritchie gibt das Stichwort, liefert die Ideen zu allen acht Songs, Jon schmückt sie mit Keyboard-Ornamenten und lan, der Mann mit dem Backenbart, steuert seinen versierten steady beat, sparsam und stets ökonomisch im Drive, auf seiner Schießbude bei.
Das war von jeher Purples Plus: clevere Harmonien, die übers bloße Sound-Design hinaus atmosphärisch glänzten und funkelten.
Das ist noch heute so, wenn auch mit Abstrichen: Die gesamte erste Seite des Opus ist eher ein Remake überholter Standards, an denen der Zahn der Zeit merklich genagt hat. Was sollen nur all die formelhaften Klischees, das ewige Einerlei der verstaubten Riffs – und obendrein Gillans Gesang, der klingt, als habe er Wespen verschluckt?
Nur Seite zwei mit Glanzlichtern wie „Perfect Strangers“ oder den traumatischen Passagen in „Wasted Sunsets“ und „Hungry Daze“ ist der Beweis, daß Deep Purple „Mark II“ auch in den 80ern musikalisch bestehen können. Wenn sie sich anstrengen! Noch: (4)
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