Culture Club – Waking up with the house on fire
Boy George hat ja nicht nur eine neue Haarfarbe (wie der Boulevardpresse zu entnehmen war), sondern auch eine neue Langspielplatte, und DIE wird, das kann ich schon jetzt verraten, keinesfalls den Unmut seiner Anhänger (und der übrigen freien Welt) auf sich ziehen.
In der ersten Kategorie noch die „Nun gut, George, wir müssen dich trotzdem lieben“-Songs mit minder ansprechendem Appeal. Am Anfang „Dangerous Man“: clever und eingängig (wie alles von Culture Club), aber ohne den zündenden Funken. Am Ende „Hello Goodbye“: stumpfsinniger Funk-Baß und röhrende Rock-Gitarre zu hysterischem Chor-Geschrei. Dazwischen die 50er-Doo-Wop-Parodie (?) „Crime Time“, über die nicht mehr als einmal gelacht werden muß. Das sind aber lediglich kleine Unzulänglichkeiten liebgewordener Freunde, die mehr als aufgewogen werden durch Perlen und Brillanten, die da noch kommen.
Die Musik? Sie badet in prallen, üppigen, in Hollywood-Luxus schwelgenden Arrangements. In ihren unwiderstehlichsten Momenten verströmen Karibik-Trompeten und Perkussions-Geklapper ansteckende Fröhlichkeit; alles schreit nach Tanzen, Tanzen, Tanzen. Einfache, klare und schlichtweg entwaffnende Melodien, die nie in billigen Popschlager-Tand abgleiten.
Der besinnliche Augenblick am Schluß: „Mistake No. 3“ mit Schmalz und schwerer Süße im „Victims“-Stil. Balsam für die Seele. Diese Platte öffnet das Herz.
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