Oldies
Nicht nur im aktuellen Geschehen, auch bei den Wiederveröffentlichungen schäumt die „Black Wave“ derzeit gewaltig. Es gibt in der Tat unglaublich viel (wieder) zu entdekken: Die qualitätsbewußten Briten von Demon/Edsel melden süperbe Kompilationen von Freda Payne (HDH LP 002) und den Chairman Of The Board (HDH LP 001). Das „HDH“ in der Bestellnummer heißt „Holland-Dozier-Holland“ – erste Soul-Klasse ist garantiert. Hits wie „Band Of Gold“ (Payne) oder „Dangling On A String“ (Chairman) sprechen für sich. Beide: 4 und über Wishbone erhältlich.
Volles Lob geht auch an den ASD der „Tante EMI“: Aus der saftigen Fifties-Rhythm&Blues-Serie, die in Frankreich bei Pathe Marconi erschienen ist, seien vier exzellente Platten herausgegriffen: Der muntere Arnos Milburn fordert einfach LET’S HAVE A PARTY (Ataddin 1546711) und erntet keinen Widerspruch. Allein die Songtitel sprechen für sich: „Good Good Whiskey“, „One Scotch, One Bourbon, One Beer“. „Bad Bad Whiskey“ (!!). „Trouble In Mind“ – gewiß, gewiß. Eine tolle Version von „Down The Road Apiece“ (coverten auch die Stones) ist auch dabei (4).
Vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Fats Domino dürfte Dave Bartholomew bekannt sein. Diverse Singles dieses New-Orleans-Musikers wurden unter dem Titel JUMP CHILDREN (Imperial 1546601) kompiliert. Sie haben’s in sich. Dave glänzt als Autor, Sänger und Trompeter. Auch wenn er keinen „eigenen“ Hit vorweisen kann, ist sein Einfluß erheblich (4).
Bleiben wir noch einen Moment in der Stadt am Delta. THE NEW ORLEANS CONNECTION (Charly CRB 1084/TIS) von den Upsetters bringt lockere Gesangsnummern und einige heiße Instrumentals, wobei besonders der stimmliche Abwechslungsreichtum besticht (4).
Aber Charly hat noch Besseres zu bieten: Von Ruth Brown, der gewiß besten R&B-Sängerin zwischen 1950 und 1960, liegt die Zusammenstellung ROCKIN‘ WITH RUTH (Charly CRB 1069/TIS) vor. Miss Brown ist reines Dynamit, noch dazu ein höchst erotisches. In ihrer Dekade war sie der Maßstab aller Dinge. So was hat nach ihr nur noch Aretha Franklin erreicht. Keine Frage, eine glatte (6).
Nur wenig darunter rangiert La Vern Baker, die mit REAL GONE GAL (Charly CRB 1072/TIS) vertreten ist. Besonders ihre (auch von weißen Bands wie den Searchers und Animals gecoverten) Titel der frühen Sixties wissen zu gefallen (4).
Noch einen Zahn schärfer geht Earl King auf dem Singles-Sampler TRICK BAG (Imperial 2C 068-83299) ans Werk. Für New-Orleans-Fans eine Pflichtplatte, aber auch alle anderen sollten sich einmal diesen umwerfend elastischen Gesangsstil und die simplen, aber packenden Gitarrensoli zu Gemüte führen (5).
Noch ein Szenenwechsel: Amerikas unerschöpfliche Garagenmusik der Sixties. Da darf und kann Texas nicht fehlen: Cicadelic Records bringen unter dem Titel TEXAS PUNK. 1966 (CICLP 966) teilweise unveröffentlichte Stücke diverser Bandsund mit MUSIC FROM THE OUTER LIMITS (CICLP 997) je eine Seite der Esquires (okay) und Outcasts (toll) heraus. Im Schnitt eine (4).
Absolut obskure Bands werden auf den beiden Samplern THE NEW ENGLAND TEEN SCENE Vol. I und II (Moulty Records MLP 101 und MLP 103) präsentiert, aber es kommen auch Garagen-Götter wie die Barbarians und Remains zu Worte (4).
Zweimal strikt regionaler Underground: Top Drawer mit WISH BON (Solid Oak 83615) aus Kentucky und The Ant Trip Ceremony mit 24 HOURS (Eigenlabel ohne Nr.) aus Californien bringen „heimliche Hits“
und härteste Trip-Musik. Top Drawers Album ist sauber produziert (4); Ant Trips Werk auch klanglich nur etwas für Süchtige.
Auch das UK hatte bekanntlich seinen Underground. Das Bam Caruso Label (Vertrieb durch Wishbone und Rough Trade) nimmt sich dieser Musik genußvoll und vorbildlich aufgemacht an. THE PSYCHE-DELIC SNARL (Kiri 024) faßt „härtere“ Gitarren-&-Erde-Bands zusammen, während THE 49 MINUTE TECHNICOLOR DREAM (Kiri 027) seinem Namen alle Ehre macht, indem fast alles offen oder.versteckt nach den frühen Pink Floyd (unterschätzt jemand ihren Einfluß?) klingt. Macht eine saubere (5) für „Snarl“ und eine (4) für „Dream“.
Ein sehr sinnvolles Projekt war auch die Herausgabe der LP BLINK (Kiri 028) der R&B- und Beat-Band The Eyes. Trotz unbestreitbarer Güte gelang der Gruppe kein Hit, sie lebte mehr als einmal von gekonnten Stones-Covern, die unter dem Namen „The Pupils“ veröffentlicht wurden (4).
Last not least: Von dem ausgezeichneten Cajun-&-Zydeco-Sampler ANOTHER SATURDAY NIGHT ist eine um vier Titel erweiterte Neuauflage erschienen (Line 6.23638), die so hervorragende Interpreten wie Johnnie Allan, Beiton Richard und Rufus Jagneaux mit einem gemischten englischen und französischen Programm vorstellt (4).
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