Hard rock/Heavy metal

Frage: Was zieht fünf nebelverwöhnte Briten ausgerechnet auf die Bahamas? Die Sonne etwa, schöne Frauen an blauen Stränden, kühle Getränke? Von jedem vermutlich etwas, doch hauptsächlich die Musik, Aufnahmen in relaxter Atmosphäre, Studios vor malerischer Kulisse.

Auch diesmal ist Englands Heavy Metal-Heroen Iron Maiden das Klima ausgezeichnet bekommen und so bringen sie denn ihr neuestes und zugleich stärkstes Album von dort mit. POWERSLAVE (EMI), so der angemessene Titel, zeigt die tatendurstigen Kreuzritter des metal ’n‘ roll in bester Laune. Lässig, locker und gelöst macht Maiden mobil. Stets mit den nötigen Atüs in Stimme und Instrumenten brennen sie ein Feuerwerk aus originellen Ideen und hart gestanzten Rhythmen ab.

Doch man klammert sich dabei nicht sklavisch an die Power, sondern versucht vielmehr, durch allerlei freundliche Zwischentöne dem Ganzen das Gewaltsame zu nehmen. „Lost For Words“, ein Instrumental mit energischen Baßläufen, oder das naiv trotzige „Two Minutes To Midnight“, ein Antinuklear-Song, sind nur zwei von insgesamt acht Beispielen, die den Unterschied zwischen Können und Wollen im Heavy Metal verdeutlichen. Hier Maiden. Musik mit Gütesiegel – und da der Rest, die armen Verlierer. (5)

Wer sagt’s denn, auch Angelino’s können rocken, wenn’s sein muß. Und es muß sein, haben sich Y & T aus Los Angeles geschworen. Nach vier vergeblichen Anläufen seit 1976 soll sich ihr IN ROCK WE TRUST (A&M AMLX 65007) betiteltes Hardrock-Credo endlich rentieren. Das mag auch gelingen, so Gott will. Denn trotz aller Mühen, statt des üblichen Riff-Breis und ausgelutschter Hauruck-Standards differenziertere Seiten aufzuziehen, ist das Resultat nur mäßig. Vocoder-verhallte Gesänge, beschwingte Gitarren mit akustischen Intervallen, und eine Härte, die nicht entschieden genug ausfällt, sind zu wenig.(3)

Zweimal die gleiche Masche zu probieren, kann leicht ins Auge gehen. Es sei denn, man heißt Quiet Riot und hatte schon riesigen Erfolg damit. „Mama Weer All Crazee Now“, ein weiteres Slade-Cover, ist allerdings nur der Anfang von CONDITION CRITICAL (CBS 26075). Was folgt, sind straffe bis balladeske („Winners Take AH“) Metal-Pop Songs, „a healthy dose of metal“, die mal roh, mal geschmeidig kommen und sich einem förmlich aufdrängen. (5)

Es ist eine Schande, wie sich Fast Eddie Clarkes Fastway auf ALL FIRED UP (CBS 25958) am Led Zep-Erbe vergeht. Fast durch jede Rille, sei sie auch noch so schmal, lugt ein Riff, das bei Jimmy Page sicher in besseren Händen war: oder aber eine Melodiefolge, die einfach öde und einfältig klingt. So, als ob jemand permanent auf Fastways Bremsen stünde (2) Einen (Eier-)Tanz auf Messers Schneide vollführen Helix aus Kanada mit ihrem WALKIN 1 THE RA-ZOR’S EDGE (EMI 1A064 240193-1) im wahrsten Sinne des Wortes. In keiner Phase fällt eine Entscheidung: Soll man den härteren Weg gehen oder sich – auf Gedeih und Verderb – an Loverboys Fersen heften? Wie ein Gras im Wind irrt das Quintett umher, auf der Suche nach seinem Stil. (2)

Live-Konzerte von Michael „The Only“ Schenker sind immer ein seltener Genuß, eine echte Gitarren-Demonstration, wie sie nur wenige beherrschen. ROCK WILL NEVER DIE (Ariola 206348), aufgenommen im Oktober letzten Jahres im Hammersmith, wird das bestätigen. Live ist Michael und seine MSG eine Klasse für sich. Nur müßte man diese auch im Studio unterstreichen, anstatt Live-Aufnahmen in Folge zu veröffentlichen. (4)

Auch Finnen haben ihren musikalischen Stolz – und der stützt sich vor allem auf Hanoi Rocks, Skandinaviens Antwort auf die verflossenen New York Dolls. Wen wundert’s da noch, daß die fünf Glam-Artisten sich bei jenen bedienen. Etwas Sax, ein kräftiger Schuß verruchter Gesang und zwei Gitarren, die auf Draht sind, geben TWO STEPS FROM THE MOVE (CBS 26066) erst diesen so verräterischen Glanz. (3)

Anstößig, obszön, laut und flegelhaft sind W.A.S.P. nur auf der Bühne. Auf Platte erscheint man disziplinierter, weniger outrageous, wie die skandalöse Maxi „Animal (F…) Like A Beasf (MFN 109: Groovers) Letztlich beweist: traditioneller Hard-rock ohne sonderliche Höhen. (3)