Rank And File – Long Gone Dead
Es waren einmal zwei Surf-Punker. die Gebrüder Chip und Tony Kinman. die mit politischer Überzeugung („I Hate The Rich“/“Class War“) im Drei-Akkord-Sturm-und-Drang-Stil durch Kalifornien hetzten: unter dem Gruppennamen The Dils. Dann, plötzlich, entdeckten die Brüder ein helles Licht (so, wie einst Bob Dylan & Cassius Clay) und konvertierten zu den Zureitern unter den Cowboys.
Diese Erleuchtung führte sie nach Texas, wo sie die Rinder direkt vor der Haustür riechen konnten: zusammen mit dem Ex-Nun-Gitarristen Alejandro Escovedo und Drummer Slim Evans spielten sie bittersüßen Country & Western-Pop – wieder mit drei Akkorden und dem gleichen Ernst, der einst die Dils prägte. Rank And File heißt die Gruppe: 1982 erschien ihr Debüt SUNDOWN auf dem amerikanischen Slash-Label. Der Schrei der Clash (man nannte die Dils die amerikanischen Clash) hatte nun dem Schmalzen eines Johnny Cash Platz gemacht.
LONG GONE DEAD, die zweite LP der Kinman-Brüder, knüpft an die Country-Musik von SUNDOWN an – ist aber dynamischer in der Produktion. Jeff Eyrich (Produzent der Blasters und des Gun Clubs) gibt dem Sound von Rank And File mehr Tiefe als ein David Kahne, der ihr Erstlingswerk zu durchsichtig in Richtung West-Coast-Pop produziert hat.
Für LONG GONE DEAD haben sich die Kinmans eine neue Begleitformation gesucht, darunter Tom Petty-Drummer Stan Lynch. Geblieben ist der weite & zwingende Country-Rock. deren poppige Gitarren nach Gram Parsons und Buddy Holly riechen, während aus den Texten zynische Wahrheiten und bittere Alltagsbedürfnisse fließen. Und die Pedal-Steel-Gitarre. die Fiedel und ein Banjo vermitteln das Aroma traditioneller Rinder-Musik. Wilde, anti-romantische Country-Musik für Leute, die sich niemals Country-Musik anhören würden.
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