The Jimi Hendrix Experience – Are you experienced
Vor dieser LP waren bereits die drei Singles „Hey Joe“, „Purple Haze“ und „The Wind Cries Mary“ erschienen und hatten wie ein Blitz eingeschlagen.
Und dann erst die Bühnen-Show dieses Berserkers! Mit den Zähnen entlockte er seiner Gitarre die unmöglichsten Geräusche, drosch wild auf sie ein oder streichelte sie wie eine Geliebte. Pete Townshend mußte neidlos anerkennen: Jimi hat uns die Show gestohlen.
Natürlich wartete jeder mit Spannung auf den ersten Longplayer des neuen Gitarren-Heros, der Eric Clapton seinen Thron streitig machte. Als aber dann ARE YOU EXPERIENCED erschien, war die erste Reaktion Ratlosigkeit. Kein Manifest, keine viertelstündigen Gitarren-Exzesse wie bei den Live-Auftritten – einfach eine Platte mit 11 Titeln, von denen lediglich das abgehobene „3rd Stone From The Sun“ die übliche Länge der damals angesagten Pop-Nummern von 3 1/2 Minuten überstieg.
Aber allmählich begann man zu begreifen. Hier war ein Innovator am Werk. Eine englische Musik-Zeitschrift schrieb damals: „Das einzige Stück, das im herkömmlichen Sinn als .schön‘ bezeichnet werden kann, ist ‚May This Be Love‘.“ Alles andere sprengte die bis dahin gültigen Normen von Pop-Musik, fächerte eine Palette von Sience-fiction über Rough Blues bis zum experimentellen Sound der Zukunft so auf, wie man es bis dahin noch nicht gehört hatte.
Der inzwischen klassische Blues „Red House“, in einem Take aufgenommen, hat so viel Ursprünglichkeit, daß jeder damals fassungslos den Kopf schüttelte. „Fire“ und „Foxy Lady“ sind wilde, harte Angriffe auf die Gehörnerven, eine Überdosis Adrenalin ins müde Kreislaufsystem.
„I Don’t Live Today“ inspirierte Guy Paellaert zu seinem inzwischen allseits bekannten Porträt in dem Buch „Rock-Dreams“ und „Are You Experienced“, dieses surrealistische, abgehackte Proto-Stück der Drogen-Generation veranlaßte Eric Burdon zu der schwächlichen Erwiderung „Yes, I Am Experienced“.
Von Baßmann Noel Redding hörte man Anfang der 70er nur noch wenig Erwähnenswertes mit seiner damaligen Gruppe Fat Mattress. Drummer Mitch Mitchell tauchte erst vor zwei Jahren wieder bei der Dave Morrison Band auf und bewies einmal mehr, daß er von seinem exzellenten Schlagzeugspiel nichts verlernt hat.
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