Jermaine Jackson – Dynamite
30 Millionen Platten sind kein Pappenstiel. Das weiß auch Jermaine Jackson, der – egal, was er kundtut – sicherlich schwer trägt an dem Schatten seines jüngeren Bruders Michael. Deshalb ist es auch mehr als verständlich, wenn er DYNAMITE. sein zehntes Solowerk, nach dem großen THRILLER-Vorbild modelliert.
Doch – gemach, gemach – Jermaine ist kein billiger Kopierer und seine LP kein bloßes Remake des brüderlichen Millionen-Sellers. Trotz aller Parallelen und Übereinstimmungen muß man dem Sänger, Produzenten und Musiker Jermaine ein gerüttelt Maß an Eigenständigkeit attestieren. Weniger stromlinienförmig, weniger polished als THRILLER und fast zu 80 Prozent mit Fremdmaterial bestückt, klingt Jermaines Funk-Pop-Mixtur sehr abwechslungsreich, manchmal schon leider ein bißchen disparat.
Sehr gelungen tönt „Come To Me (One Way Or Another)“ mit einem kleinen Ausflug Richtung Afrika und Orient. Schlichtweg superkitschig „Oh Mother“ – Jermaines klingendes Geburtstagsgeschenk an seine Frau Mama: Soul-Schnulze hoch zehn. Das Titelstück und die Single „Sweetest Sweetest“ können nicht wirklich überzeugen.
Ein erstes Highlight dagegen wie könnte es anders sein – bringt das Brüder-Duo „Tell Me I’m Not Dreamin‘ (Too Good To Be True)“ mit synthetischen Mega-Bässen, aufgeregten Rhythmen und zwei Sängern, die sich gegenseitig überbieten. Ein besonderes Bonbon serviert Jermaine mit dem versammelten Jackson-Team: „Escape From The Planet of The Ant Men“ beginnt als dräuendes Sci-Fi-Hörspiel mit Tito als Erzähler und jeder Menge fliegender Ameisen. First class-Produktion und -Musiker, ein sicheres Gefühl für gängige Melodien und der gekonnte Umgang mit den Pop-, Funk-, Rock- und Soul-Bausteinen tun ein übriges, um DYNAMITE aus dem Gros der Veröffentlichungen herauszuheben. Dennoch: Zu einem Thriller reicht es nicht ganz.
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