Black Uhuru – Anthem

Fast zwei Jahre nahmen sich Michael Rose, Duckie Simpson und Puma Jones Zeit, um ihre Situation zu überdenken. Nach CHILL OUT (1982) nämlich schienen sie in eigenen Klischees zu ersticken: das Live-Album TEAR IT UP (1983) zeigte dieses Dilemma überdeutlich.

Hinzu kam, daß ihre Rhythmusmaschine, die toass n‘ drums -Pioniere Sly Dunbar & Robbie Shakespeare, sowohl Solo- als auch diverse Fremdproduktions-Projekte anvisierten. Nun, Sly ’n‘ Robbie, gleichzeitig Hausherren der „Channel One Studios“, konnten endlich doch einen Sessiontermin einräumen und öffneten ihre Trickkiste gleich sperrangelweit.

Auf acht ineinander gemixten Tracks zeigen sie, was sie von den Elektro-Matadoren der amerikanischen Tanzarenen gelernt haben. Perkussive Transparenz geht Hand in Hand mit klaren Baß-Läufen: mitten im Melodiefluß verhelfen unerwartete Dub- und Hall-Effekte zu einem grandiosen Drive, der selbst bei früheren „Channel One“-Produktionen nie so zwingend war.

Und auch Michael Rose entfaltet sein ganzes Charisma, ohne frühere Stilblüten zu kopieren. Mit kehliger Stimme inszeniert er Song für Song mit gewohntem Pathos und haucht dem Begriff „Roots“ neuen Lebensgeist ein.

ANTHEM wird seinem Ausspruch, eine Hymne zu sein, gerecht; eine Hymne auf moderne Produktionstechnik und ausgiebige Mix-Spielereien, ohne dabei die Wurzeln und deren spirituellen Einfluß aus den Augen zu verlieren.