Snakefinger’s – History Of The Blues Rough

B =Basic, L = Lowdown, U = Uplifting, E = Emotional, S = Simple & Sexual – Snakefinger gibt Nachhilfeunterricht in Sachen Blues. Seinen Fans bereitete der gebürtige Engländer damit auf seiner Tournee im letzten Herbst eine deftige Überraschung.

Der langjährige Gitarrist der Residents, dessen Solo-Aufnahmen ebenfalls mit innovativen Studio-Klängen glänzten, schien sich bereits auf seiner letzten LP MANUAL OF ERRORS (1982) geringfügig von der Residents-Linie zu entfernen, indem er mit einer festen Studio-Band arbeitete, die maßgeblich von Eric Drew Feldman, einem Ex-Mitglied von Cpt. Beefhearts Magic Band, mitgeprägt wurde.

Gemeinsam mit Feldman, Drummer Johnny B. Ryan und dem Gitarristen Michael Bertel erarbeitete Snakefinger Idee und Konzept für seine HISTORY OF THE BLUES: eine Blues-Chronologie, die mit den Solo-Künstlern der 20er und 30er Jahre (Robert Johnson, Skip James) beginnt und mit dem Big Band Blues der 50er und frühen 60er (Junior Parker, B. B. King) endet. Für Snakefinger keinesfalls ein Showbiz-Spaß, sondern bewußte Antithese zur „heutigen Situation, wo Technolgie Kunst ist und der Künstler nur ein armes Schwein, das die Knöpfe drückt“ (Covertext).

Mit einer dreiköpfigen Bläsergruppe (angeführt von Steven Mak-Kay, Ex-Stooges, Ex-Commander Cody) sowie Raoul N. Diseimbote, den Snakefinger kurz vor Tour-Start aus seinem Vertrag als Bar-Pianist herauskaufte, bringt die nun achtköpfige Band seit Winter 82/83 brilliante Live-Musik auf die Beine: HI-STORY OF THE BLUES ist weniger geeignet für altbackene Blues-Puristen, denen Snakefinger Arrangements eine Spur zu lustvoll und lebensfreudig sein dürften. Diese LP sei eher denjenigen ans Herz gelegt, die gute, kraftvolle Musik schätzen und bereit sind, dabei dem Blues eine Chance zu geben.

Snakefinger jedenfalls hat mit dieser LP einen zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Musikstil unschätzbare Dienste geleistet: abwechslungsreich, elektrisierend, ungewöhnlich: eine Platte mit dem Zeug zum Trendsetter.