Marillion Fugazi EMI 1C 064 2400851
Congas, Ravi Shankar-ähnliche Sitarklänge, ein leiser Hauch indischer Exotik weht für Sekunden durchs Intro, zerbricht im nächsten Augenblick an einer Dire Straiten-Gitarre, über die sich malerische Keyboards legen. Eine trügerische Idylle, die sich da im ersten Song „Assassing“ vom zweiten Marillion-Album anbahnt. Doch gelingt es Fish, dem Ex-Holzfäller und stämmigen Sänger, mit wortreichen Gesten diese Faszination fürs Fremde in rockverzierte Bahnen zu lenken und seine Erinnerungen ohne großes Pathos zu bewältigen. Seine Stimme duldet kaum Widerspruch. Er ist das Zentrum, um den sich alle drehen, und der aus dem Song das Glanzstück – wenn auch das einzige – der gesamten LP macht.
Schon im nächsten Song, der vorab veröffentlichten Single „Punch & Judy“ läßt die eindringliche Melancholie merklich nach und weicht einer bedeutungsschwangeren Atmosphäre ohne jegliche Ironie. Marillion begehen hier den Kardinalfehler, sich – und damit ist besonders Sänger Fish angesprochen – einfach zu ernst zu nehmen. Immer wieder erliegt er der Flut seiner Bilder, die mehr und mehr zur bloßen Fassade erstarren. Seine getragene, mitunter auch sakrale Art. wie zu Beginn von „She Chameleon“, in der die Worte gewälzt und nicht gesungen werden, verdammt die Instrumente zur Untätigkeit. Sie sind nur illustrativer Beistand für seine Phantastereien, Sekundanten ohne Einfluß auf den Ausgang der Wortduelle ihres Sängers.
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