Zimmermänner – Goethe
Die Zimmermänner bleiben Deutschlands musikalische Moralisten. Wieder singen, swingen und sinnieren sie über die kleinen und großen, aber immer wichtigen und aufschlußreichen Anekdoten des Lebens.
Darüber hinaus produzieren sie exquisiten Pop, für deutsche Verhältnisse geradezu herausragend. Ihre Bandbreite variiert dabei von rührigen Schnulzen und Balladen bis zu kecker (Latino-)Tanzmusik mit zackigen Bläsern, immer selbstsichere, selbstbewußte gehobene Unterhaltungsmusik.
Wer so souverän mit den Zutaten zeitgenössischer und zeitloser Musik zu jonglieren versteht, der darf sich auch textliche Gewagtheiten erlauben. Über „Die Nöte des kleinen Mannes“ mag nicht jeder lachen können, für den gekonnten Umgang mit der Kulturgeschichte (der Song ist mit Rokoko-Streichern meisterhaft instrumentiert) zeugt das jedoch allemal: „Meine Freundin ist in der Friedensbewegung/ Und ich bin bei der Bundeswehr/ Immer gibt es eine aggressive Regung/Wenn ich mal wieder erzähle vom Heer.“ Und die Schlußfolgerung: „Wir dürfen uns nicht lieben/Denn Krieg und Frieden/Sind zu verschieden. “ Die Zimmermänner beleben die Tradition des guten Liedes. Der Titel „Goethe“ ist insofern nicht einmal kokett und anmaßend gemeint. Diese Platte muß jeder besitzen, der auf praktische Lebenshilfe nicht verzichten kann.
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