Haindling Stilles Potpourri Polydor 817 502-1
Ein 80-See!en-Dorf in Niederbayern wird endgültig hitverdächtig. Und das. weil dort ein Keramikmeister wohnt, in dessen Werkstatt anstelle der Töpferscheiben immer häufiger Tonbandspulen rotieren. Zusammen mit seiner Freundin Uli Boglmüller bastelt der Eigenbrötler Hans-Jürgen Buchner (da hätte ich auch den Wohnort als Künstlernamen vorgezogen!) an einer Musik, die nun wirklich zu originell ist, um noch länger Geheimtip zu bleiben.
Die neue LP bietet wieder eine „schlagende Verbindung“ von Elektronik und Blasmusik zu Texten zwischen Valentinaden und schlichtem „Du duast mia guad“. Waren beim Debüt im letzten Jahr noch Instrumentaleinlagen mitgeliefert, die wo’s ned unbedingd brauchd häd, so ist das STILLE POTPOURRI ein sattes Konzentrat der skurrilen Phantasie aus Haindling. Absolute Höhepunkte: „Mo mah du“ – genialer Dada-Reggae vom Pater am Wiesenrand mit der Sense in der Hand (a padder der mahd ned; drum: Mann, mäh Du!) „Du Depp“ ruppige Sprüche, zu denen die Schlagzeugbesen swingen. „Hoidzscheidlrap“ – keine sichere Eintrittskarte für die Bronx, aber ein gediegenes Gstanzerl zu Funk und Posaunenchor. mit Jodlern und Buchner-Ausbrüchen („duggiduggidängdong“).
Mit dem treudeutschen (aber auf Englisch gesungenen) Shuffle „Hello Baby“, dem einzigen Ausrutscher dieser LP. versöhnt sogleich die wunderschöne Titelnummer „Stilles Potpourri“. Andre Heller läßt grüßen, und Ex-Klosterschüler Buchner offenbart heimliche Liebe zur Klassik. Den Jazz mag er sowieso. Und reggaeverwandte rhythmische Akzente auf der Zwei und Vier. Wie bei der Single-Auskopplung „Lang scho nimmer g’seng“, einem Liebeslied ohne Schmäh, nur gelegentlich verwässert durch den unsäglichen Refrain.
Der langen Rede Sinn? Auch ein Achternbusch fand schließlich Fans nördlich des Mains. Haindlmg hat sie wahrlich verdient. Für die beste deutsche LP. die ich seit langem gehört habe.
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