Rock-Spezialitäten

Fast schon abgeschrieben und trotzdem wieder in den britischen Charts: Soft Cell mit dem Image der angry young men des Pop. die mit dem gesamten Show-Biz abrechnen und ihre goldenen Schallplatten zertrümmern. „Soul Inside“ (Phonogram) ist ein wilder Speed-Rausch ohne Computer-Spielchen und modischen Schnickschnack. B-Seite: James Bond’s „You Only Live Twice“. Die lohnende Maxi mit 20 Min. Spielzeit gibt’s nur als Import. (5)

Auch aus Soft Cell-Manager Stevos Some Bizarre-Stall kommen The The, Sessiongruppe um den Alleskönner Matt Johnson. Fetzige Percussion-Tracks wechseln mit gelungenen Balladen, wobei Johnsons fast achtlos dahingemurmelter Gesang den besonderen Reiz ausmacht. Mit dabei: Orange Juice-Drummer Zeke Manyika. (4)

Um vom Düster-Image wegzukommen, versuchen The Cure wirklich alles: Ihre neue Maxi „The Love Cats“ (Metronome) kokettiert mit Stilmitteln des Swing-Jazz: Drei Songs mit Stand-Baß und Jazz-Besen-Drums, allerdings bleibt das Ganze im Experimentier-Stadium. Die nächste LP wird Klarheit bringen. (3)

Nach der Auflösung von The Jam konnte Paul Weller bereits das Style Council etablieren: doch auch seine beiden Ex-Kumpane sind derweil nicht untätig: Bassist Bruce Foxton debütiert als Solist mit der Maxi „Freak“ (Arista), inspiriert von Davio Lynchs Streifen „Der Elefantenmensch“. Produzent Steve Lillywhite sorgt für den aggressiven Disco-Funk-Mix mit Böller-Effekten und scharfen Bläsern.

Enttäuschend dagegen die Erst-Maxi von Time UK, wo Rick Buckler am Schlagzeug sitzt. Der moralsaure Zeigefinger, den Songwriter Jimmy Edwards auf „The Cabaret“ (PRT) schwingt, mag nicht zu der netten 60er-Melodie passen, zumal ihm der Humor eines Ray Davies gänzlich zu fehlen scheint. (2)

Wie man’s besser macht, zeigen die australischen Go-Betweens: „Man O’Sand“ (Rough Trade) ist ein mitreißender Song mit softem Start und einpeitschendem Refrain. Herrlich Robert Fosters schleppend-gedehnter Gesang. (5)

Seit Jahren geliebt und gehaßt sind The Fall. Mark E. Smith & Co. schicken der neuen LP eine Doppel-Single bester Güte voraus (Rough Trade). „Kicker Conspiracy“ und „Wings“ sind neue Songs mit viel Drive, dazu gibt s die Klassiker „Container Drivers“ und „New Puritan“ live aus der John-Peel-Show 1980.(5)

Interessant: Duet Emmo mit Depeche Mode-Macher Daniel Miller und den Ex-Wire und Dome-Musikern B.C. Gilbert/Graham Lewis. Wer auf der LP OR SO IT SEEMS (Intercord) Pop-Klänge erwartet, sei gewarnt: Die meist -instrumentalen Tracks sind karg wie eine Mondlandschaft und besitzen einen hypnotisch-monotonen Rhythmus, den „man als Soundtrack für fallende Herbstblätter nutzen kann. (4) Anders liegt der Fall bei SPK: Anfangs ein Tip für Hardcore-Avantgardisten, hat die neuseeländische Band kommerzielle Pfade betreten. Die Maxi „Metal Dance“ (Metronome) baut auf eingängigen Disco-Beat, doch statt der seit New Order unentbehrlichen Linn-Drum-Effekte klopft SPK die Percussion-Einlagen auf sperrigen Altmetallteilen. Nicht nur Live ein Klangerlebnis! (3)

Untypisches aus New York: STORY OF THE YEAR ist das zweite Album der Gruppe Tirez Tirez (Crepuscule/Rough Trade). Wie der Vorgänger ETUDES ein sympathisches, ruhig und leicht melancholisch dahinfließendes Werk, das stilmäßig wie Talking Heads auf Downers klingt. Ideal für lange Winterabende. (5)

Ebenfalls aus NY stammen Ballistic Kisses, die ihr zweites LP-Werk WET MOMENT (Beggars Banquet) in de_n Londoner Blackwing-Studios (Fad Gadget, Dep. Mode) produziert haben. Musikalisch eine eigenwillige Mischung aus NY-Street-Rock mit kritischen Texten und britischer Elektronik. (3)

Einige deutsche Platten: Mitte dieses Jahres waren Belfegore die Überraschung im Vorprogramm von The Fall. Gemeinsam mit X-Mal Deutschland bildet die Band die deutsche positive punk-Fraktion mit viel Pathos und mystischen Tongebirgen. Die neue Maxi (Pure Freude) ist das erste Vinylprodukt der Tourbesetzung und bringt das instrumentale „Belfegore“-Thema plus zwei weitere Tracks. (4) Nach zweijähriger Plattenpause melden sich die Hamburger Geisterfahrer zurück: Die neue LP TO-PAL (Konkurrenz/EfA) entstand in neuer Besetzung, die groben Kanten früherer Platten sind einem flüssigeren Sound gewichen, dennoch ist die Band ihrem typischen Stil konsequent treu geblieben und musiziert jenseits der üblichen Trends.

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Die Zimmermänner, schon vor Monaten“ mit „Keiner ruft Cornelia an“ in Formel I zu sehen, haben nach etlichen Schwierigkeiten ihre neue Platte erst jetzt fertigbekommen. Die Mini-LP ZURÜCK IN DER ZIRKULATION“ (ZickZack/Das Büro) zeigt die Band auf ausgeruhtdistinguiertem Schlager-Gleis, die leichte Muse mit Abiturienten-Humor versetzt. (4)