Depeche Mode :: Construction Time Again
Auffällig an der dritten LP von Depeche Mode ist die Ausweitung des gefährlich limitierenden Elektro-Pop-Konzepts. Nach dem eher verträumten BROKEN FRAME zeichnet sich eine Wende zu industriell-harten Klangbildern ab. Die vier Engländer bewegen sich dabei in Richtung der elektronischen Sozialisten von Heaven 17.
Im Unterschied zu dem Trio aus Sheffield, das seine pompöse Gala-Disco mit intellektuellen Themen aufbauscht, haftet Depeche Mode musikalisch wie textlich – nach wie vor eine verspielte Naivität an. Eben darum gerät ihre Kritik an der Überfluß-Gesellschaft („Everything Counts In Large-Amounts“) ebensoaus den Text-Fugen wie ihr sicherlich gut gemeinter Angriff auf Umwelt-Verschmutzer. Ohne die agitatorische Überzeugungskraft von Heaven 17 wirkt der erhobene Zeigefinger ein bißchen lächerlich. Zum Glück tun mißlungene Texte nur halb so weh, wenn sie gut klingen, Kurze Klavier- und Gitarren-Einschübe ergänzen als kleine akustische Novität die mechanischen Klang-Bilder. Weniger wäre nicht selten etwas mehr gewesen: Manchen Stellen, wo die Maschinen außer Rand und Band geraten, wo ausufernde Rhythmus-Box-Spielereien zu langweilen beginnen, hätte der Rotstift gut getan.
Trotz dieser Längen gehört CONSTRUCTION TIME AGAIN sicher zu den erfreulichen Überraschungen dieses Monats. Man kann ihnen handwerkliche Reife attestieren. Fingerspitzengefühl für Melodien Sinn für flotte Beats. Manchmal gerät ihr geschmeidiger Synthi-Pop allerdings an die Grenze zur Schnulze. Trotz kleiner Schwächen große Fortschritte.
Mehr News und Stories