Blue Rondo A La Turk – Chewing the Fat
Ein Königreich für das Detail: Pomade! Bügelialte! Uhrenkette! Cab-Calloway-Manschetienknöpfe! Dinnerjacket! Dicker Schlips, dünne Riege und… Salsa a gogo/Blue Rondo A La Turk – Chris Sullivan (Design, Stimme) und neun andere Cool Cats (Musik) sind vernarrt in Details, großartig anzusehen, und sie können darüber hinaus auch noch exzellent spielen.
Krank ist, wer sie für so anmaßend prätentiös halt, authentisch klingen zu wollen – also Ölfasser-Karneval in Spanish Harlem, Tito Puente und Fanal Allstars – aber sie sind die ersten weißen Salsa-Cats (na ja, nicht ganz zwei brasilianische Trommler sind im line up) mit Charakter und Charme, Carioca und Cha Cha Cha.
CHEWING THE FAT ist schon fast so etwas wie ein Kraftakt: fünf (!) verschiedene Produzenten, sorgfältige und unerhört dichte Arrangements, zusätzlich taktvoll Brasilianisches und tanzender Jazz, Percussion, Blaser und Background-Chöre zum Schwindligwerden, aber oft – und gerade bei ihren letzten beiden Singles „The Heavens Are Crying“ und „Klacto Vee Sedstein“ – wird das alles in einen starren, beinahe akademischen Rahmen gezwängt. Ich meine, Hut ab vor dem Übermenschen mit den zehn Händen an den Congas, vor den Breaks und den Blasern bei „The Heavens Are Crying , nur … nach soviel Schall und Rauch ist am Ende prompt der Song hin.
Oh, es gibt einige ganz, ganz große Augenblicke hier, „Me And Mr. Sanchez“, ihre erste Single, mit einem angetrunkenen, aber irgendwo abgekupferten Groove; der Allergrößte, „I Spy For The F.B.I.“, stammt allerdings nicht von Blue Rondo, sondern von Motown. Ich weiß nicht, aber Sullivans Edelleute versuchen heute alles etwas zu verbissen. Sie könnten mehr sein als Cocktailbar-Diktatoren.
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