Lilli Berlin – Süss Und Erbarmungslos

Kompliment vorweg: saubere Arbeit. Dem musikalischen Kreativ-Trio Manne Opitz (Tasten), Harald Großkopf (Trommeln) und Produzent Micky „Huckleberry“ Wolf ist mit leichter, erfahrener Studiohand und großem Spielvergnügen eine hübsche LP gelungen. Man hört, das sind Profis die auch mit anderen Bands arbeiten, folglich vielseitig und locker eine Produktion angehen können. Nicht zu vergessen die Bläser, der Chorgesang, wie gesagt, saubere Arbeit.

Dummerweise machen sich dann ein paar Wermutstropfen beim zweiten Lilli-Berlin-Werk bemerkbar. Zugegeben, Uschi Linas, bzw. Lilli Berlins Vortrag kommt deutsch überzeugender als in Englisch. Zwei LP-Seiten lang ist ihr Sprechgesang jedoch etwas nervig, weil oft überzogen. Und selbst auf die Gefahr hin, daß ab jetzt auch Texter Jürgen Barz (Ex-Insterburg & Co.) nicht mehr mit mir redet, und Lilli mir bei meinem nächsten Berlin-Besuch höchstpersönlich eine klebt, muß festgehalten werden, daß ich einfach nicht weiß, wer hier wen überschätzt, der Texter die Interpretin, oder die Sängerin die zu singenden Zeilen.

Blieben beide bei der Komik, dem Witz und der Unbekümmertheit des herrlichen „Dumdidum“, dem verzickten „Lächerlich“ oder dem bösen „Freunde“, wäre das Singer/Songwriter-Duo überaus hoffnungsvoll: mit bösem Humor voll ins deutsche Grübelgemüt, das sich ja bekanntermaßen momentan am liebsten mit albernem Schlagergut vergnügt. Doch leider gibt’s den Ausrutscher ins bombastisch Peinliche (heißt auch noch „R.R. Bombasto“), und die auf pure Kneipenanmache reduzierten Gefühle: kühl und berechnet (oder „Verpiß dich“). Aber so ist die harte Großstadtwirklichkeit offenbar wirklich. Dumdidum.