JohnCale – Music For A New Society
„… the Illusion of people at a great distance.“ („Rise, Sam and Rimsky Korsakov.“).
John Cale als Exekutor einer gesellschaftlichen Tendenz des Fortschritts zur Selbsterhaltung. Selbsterhaltung durch Selbstauslöschung, John Cale gegen die Annäherung an die Zukunft. Quälende Drohungen und schmerzende / schmerzhafte Verhängungen, allwissender Terror, scheinen über allen Cale-Arbeiten zu hängen. Innere Hysterie bahnt sich eine Vision durch zugepflasterte Narben.
MUSIC FOR A NEW SOCIETY, jedenfalls, ist – ohne Übertreibung / Unterschätzung – das ent-rückteste / ver-rückteste / ent-fernteste Cale-Werk, was John Cale als Pop-Songschreiber und strukturellen Musiker betrifft. Der Klassizist in ihm scheint verrückt geworden zu sein. Doch der Pessimismus und die laute Wut bleiben. Im Gegensatz zu HONI SOIT…, seiner letzten LP, die mehr der amerikanischen (Rock)Tradition entsprach, ist MUSIC FOR … in der europäischen Tradition der klassischen Musik arrangiert … Sinfonie-verwandt / der Stil zu arrangieren / orchestrale Stücke.
„… sure of what the world had offered a tired soul.“ („Santies“)
Innere Balladen eines entfernten Klassizisten, der im Anarcho-Polit-Himmel seiner Geliebten nachtrauert. Vielleicht auch das!
„Chinese Envoy“: .Master ol nothing, mistress ol something, she thought… talkedtotheFrench, Germans … they never listened, they neverwill… the Chinese Envoy was here.“ „Changes Made“ ist der einzige harte E-Rock, bei dem sich die Gitarren gegenseitig hochstreichen; „If Your Were Still Around“: nur Orgel plus gequälter Gesang; „Close Watch“: mit Dudelsack-Ausklang, sonst Klavier/Orgel/Drums. „Damn Life“ ist „Freude Schöner Götterfunken“ von Beethoven, das Cale sich psychedelisch einverleibt. Es bleibt nur noch das Thema / die Erinnerung. Und verlange keine Erklärungen … Cale war immer am besten, wenn er sich eine Periode hervorruft, eine Ära, in der die Stimmung erhalten / getragen wird als eine beigegebene Erzählung (siehe PARIS 1919, VINTAGE VIOLENCE). Und die Ära heißt heute: NEW SOCIETY, die Erzählung: John Cale. Und bei Island soll noch Cales unvollendete Reggae-Version von „God Only Knows“ (B. Wilson) liegen – mit vollem Kathedralen-Chor.
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