Jimmy Cliff – Special

SPECIAL ist ein einwandfreies Mainstream-Album. Mainstream, weil hier unumwunden für die (US-Soul) -Charts produziert wurde. Völlig legitim übrigens! (Ich meine, es wäre doch idiotisch, wenn irgendjemand Platten aufnimmt und nicht in die Charts will, oder?) Unserer Konstellation – CM, CBS, die Charts – liegt zunächst mal Jimmys eigenes Dilemma zugrunde: Er hat letztes Jahr mit GIVE THE PEOPLE WHAT THEY WANT ein Monster-Album veröffentlicht, das beste seines Lebens, und… nichts und – ihr habt’s nicht gekauft und es ist nicht bei den Rub-A-Dub-Contests, sondern in den Cutout-Regalen gelandet.

SPECIAL ist in vielerlei Hinsicht ein typischeres Jimmy Cliff-Album, das heißt, es beinhaltet so ziemlich alles, was wir in den letzten zehn Jahren von ihm gewohnt waren: Eine sagenhaft schöne Stimme, viel Savoir Faire, gute, oft geniale Melodien. Aber auch – und zuallererst – Jimmys unverständliche Zaghaftigkeit und beträchtliches Sicherheitsdenken. Irgendwie dreht er sich im Kreis, man mißt ihn an seiner eigenen Vergangenheit, will sagen – Amerika denkt immer noch an „Vietnam“ und Jimmy verrennt sich prompt in Nostalgie (wozu in aller Welt die fossilen Ska-Riffs bei „Love Heights“?). Überhaupt scheint er sich mit jeder neuen Platte auf den Status zuzubewegen, den in JA Toots oder Delroy Wilson innehaben: Senior, altväterlicher Moralist, aber ohne jede Relevanz für den Youthman im Block, jammerschade, denn Jimmy legt es ja gerade darauf an. Er singt „Treat The Youth Right“, hier einer der besseren Songs, und klingt dabei einfach zu bieder und bigott, um neue Herzen zu gewinnen, denn die Youngster folgen längst Eek-A-Mouse oder Triston Palma. Klar, SPECIAL hat seine Momente, mit „Peace Officer“ (‚got your knife, got your gun, got your bayonett, tear gas bomb – peace officer, are you a warmonger?‘) und „Roots Radical“ auch seine relevanten Momente. Außerdem eine (gute!) Ballade, einen Chorälen Niabinghi-Chant und … jede Menge unnötiger Rückblenden, entschieden zuviel Unentschlossenheit…