Yazoo – Upstairs At Erics
Nach den beiden erfolgreichen Sing les „Only You“ und „Don’t Go“ durfte man auf die Yazoo-LP gespannt sein. Das Duo Vtnce Clarke (ex-Depeche Mode) und A.G. Moyet ließ „Only You“ wie eine 60er-Ballade klingen, „Don’t Go“ war stämmiger ElektronikBlues-Rock, die B-Seite „Winter Kills“ eine impressionistische Klangmalerei aus der Feder der Sängerin. UP-STAIRS AT ERICS setzt die Tradition der verschiedenen Möglichkeiten fort.
Als ihre Lieblingsmusiker geben die beiden Ike & Tina Turner und Simon & Garfunkel an. Und Vince Clarke hat alle frühen Depeche Mode-Hits geschrieben. Ein wahrhaft bunter Reigen. Dem temperamentvollen Beginn mit „Don’t Go“ folgen ruhigere, unbluesige Nummern, auf denen sich A.G. Moyet als chameleonartige Sängerin vorstellt. Ihre Stimme wird allen Erfordernissen gerecht, die das Songmaterial an sie stellt. „Two Pieces“ klingt ergreifend. Dann ein klassischer Femgespräch-Song, der tatsächlich von den Turners stammen könnte, „Bad Connection“, ebenfalls stilsicher. Überraschend die experimentellere zweite Hälfte der Seite 1 mit einer Tonbandmontage aus Radiostimmen, eher belanglos. Dann „Midnight“, eine sehr magere Blues-Nummer, allerdings in diesem rauhen Arrangement auch nicht ohne Wirkung. „In My Room“ fangt gut an, zerfällt aber zum Schluß in Studiotricks.
Auf Seite 2 „Only You“, gefolgt vom besten Moyet-Song, „Goodbye 70’s“. Wäre ein Elektro-Blues-Hit. „Tuesday“ kommt Simon & Garfunkel am nähesten, und nach besagtem „Winter Kills“ noch einmal Tina Turner mit „Bring Your Love Down“.
Wie soll man das bewerten? Manchmal glaubt man an einen modernen Hektronik-Sampler, dann wieder daran, hier jemand mit vielen verschiedenen, aber zusammenhängenden Gesichtern vor sich zu haben. Die Lösung liegt vielleicht darin, daß Yazoo’s Helden ihre Glanzzeit in den Endsechzigern/Frühsiebzigern erlebten, und damals machte man LPs, um das ganze Spektrum einer Gruppe (also nicht nur die Mitte) sichtbar zu machen. Wenn Yazoo diese Tradition weiterhin mit ihren eigenen Ideen aufrechterhält, dann geht die Band einer interessanten Zukunft entgegen.
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