Isao Tomita – Grand Canyon
Obzwar ich nicht der älteste unter den ME-Mitarbeitern bin, schiebt man mir gern alte Sachen auf den Tisch – namentlich die vier folgenden. Der langweiligste unter diesen ist inzwischen der Japaner Isao Tomita, der nun auf dem ungefähr zehnten oder zwölften Album immer noch darin schwelgt, entweder wie überraschend absurd oder wie atemberaubend imitatotisch diverse Synthesizer klingen können. Nachdem Tomita die meisten populären Klassiker (unschlagbar seine PICTURES AT AN EXHIBITION) durchgekaut hat, greift er nun auf einen Herrn Grofe zurück, dessen .Grand Canyon Suite“ man sich über zwei LP-Seiten bieten lassen muß. Und natürlich zirpt, ziept, quiekt und schwirrt es andauernd, von sphärischen Passagen durchbrochen, und alles dies lockt selbst meinen 67jährigen Onkel Willi nicht mehr hinterm Fernseher hervor (der kennt PICTRURES nämlich längst). Äußerst abgegriffen, dieer Tomita, was man von
ANIMATION Jon Anderson (Polydor 2383 624)
kaum sagen kann. Nicht nur wegen seiner zumindest hübschen Platten mit Vangelis, sondern auch wegen seiner ‚unüblichen‘ Stimme kann Anderson dies und das in die positive Waagschale werfen. Der Musiker sind’s bekannte: Jack Bruce, Dave Sancious, Clem Clempson, Simon Phillips, Ian Wallace, Ronnie Leahy, Dick Morrisey, Henry Lowther u.a., die ausschließlich Anderson-Songs spielen, welche zwischen schnell/hart und zart/ätherisch wechseln. Für Yes-Fans aus der FRAGILEÄra besonders geeignet. Eine ähnliche Versammlung eigentlich guter Musiker findet sich auf
THE SINGLE FACTOR Camel Teldec 6.25137
und damit auf Cameis zehntem Album. David Paton, Simon Phillips, Andy Latimer, Anthony Phillips, Peter Bardens, Dave Mattacks, Francis Monkman und so … leider kommt vorwiegend heiße Luft aus den beiden Rillen. THE SINGLE FACTOR, laut Firmenwerbung ein ‚Meilenstein‘ (oder war’s mal wieder ein Mühlstein?), zeigt Camel“ Schwäche: Sie spielen immer noch den Querdurch-fast-alles-Rock für Intellektuellos bzw. vermeintliche – zu Zeiten von Yes und Genesis haben Camel es leider nicht gepackt (obgleich sie’s verdient gehabt hätten: RAIN DANCES!). Und jetzt klingen sie hoffnungslos zurück, obwohl sie die Länge ihrer Stücke gekürzt und sich vom argen Vorgänger leicht erholt haben. Tut mir eigentlich sehr leid…, was ich bei
CAMERA CAMERA Renaissance Line 6.25127
nicht empfinde, weil sich hier allzu deutlich das abspielt, was vor acht oder zehn Jahren durchaus interessant und gut war: Baroque Rock bzw. Classic Rock hat man dies genannt. Ein Klassik-Zitat links, eines rechts, Ideen in der Mitte aber fallengelassen. Renaissance Nummer zwei (Nummer eins war mit Keith und Jane Reif) alias Annie Haslam, Jon Camp und Michael Dunford haben sich also reformiert und handwerklich natürlich überzeugende Schniegel- und Striegel-Musik produziert. Cui bono? Marktstrategisch ließe sich dieses Tno als optischer Ersatz zu Fleetwood Mac (Stevie Nicks, Lindsay Buckingham sowie ein korpulenterer John McVie) verkaufen. Derart läßt sich ja Musik durchaus an den Mann bringen. Auch diese hier … 1 Tomita 3 Anderson 2 Camel 2 Renaissance Wolfgang Bauduin
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