Richard And Linda Thompson – Shoot Out The Lights
Als ich noch zur Schule ging und unbedingt Hippie sein wollte, waren – glaubt’s oder nicht – Fairport Convention eine der heißesten Live-Bands in und um London. Klar, später würgten akademische Folkies die Fairports ab – genau wies professionelle Jazzer mit Soft Machine machten.
Nach Jahren des Herumtapsens in der Wildnis scheint Richard Thompson jetzt mit SHOOT OUT THE LIGHTS wieder ins Ziel getroffen zu haben, und vielleicht hat seine Kooperation mit dem ursprünglichen Fairport-Produzenten Joe Boyd damit zu tun. Hier wurden alle Fähigkeiten Thompsons als Gitarrist, Komponist und Sänger auf einen engbemessenen, brillanten Punkt gebracht.
Schon seine Soli auf dem Titelsong, der über unverfälscht paukende Drums kommt, rechtfertigen das komplette Album. Hier klingt Thompson wie Neil Young bei Hochwasser. An anderer Stelle treibt er erfolgreich seine keltischen Folk-Einflüsse in ausgedehnte Gitarrenlinien hinein, die den Wirbel der Dudelsackpfeifen widerhallen lassen, aber dennoch die Rock-Autorität bewahren. Und auf „Don’t Renege On Our Love“ kann man genau hören, wie viel Mark Knopfler von Richard geklaut hat.
Alle Songs auf SHOOT OUT THE LIGHTS sind pointiert, kraftvoll und oft bitter. „Did She Jump Or Was She Pushed?“ beispielsweise meditiert über Selbstmord, und da Lindas Stimme hier der von Sandy Denny sehr ähnelt, läßt es einen an den so frühen Tod jener Sängerin denken (die 1978 nach einem Treppensturz starb). Andere Themen befassen sich mit der Auflösung von Beziehungen oder den Problemen, die durch die zu große Nähe in einer Ehe entstehen. Und „Man In Need“ enthüllt eine nahezu grausame Grobheit. Richard Thompson sollte öfter wütend werden. Es kommt seiner Kunst zugute.
Mehr News und Stories