Tom Robinson – North By Northwest
Tom Robinson gehört zu den Vertretern einer typisch englischen Rockmusik, die in vager Tradition der Kinks oder der Who steht und heute am besten von The Jam vertreten wird. Seine Songs handeln von seiner persönlichen Situation als Engländer und gründen sich weitgehend auf seine Beobachtungen des englischen Alltagslebens, meist vorgetragen mit leiser Anklage und leicht melancholischer Kritik an den herrschenden Verhältnissen — mithin eine Art urenglischer Blues. Vergessen sind die Tage, wo er — wohl inspiriert von der aufkommenden Punk-Bewegung — kämpferische Gesellschaftskritik und Gay Liberation predigte, geblieben ist der talentierte Songwriter, dem bei konzentrierter Arbeit unter guten Verhältnissen gute Songs gelingen. NORTH BY NORTHWEST ist in umfangreicher Kleinarbeit in verschiedenen Studios in Hamburg entstanden, wo Robinson nach einer Phase der Stagnation in der Heimat sein Wahldomizil aufschlug. (NORTH BY NORTHWEST meint den feuchtkalten NordNordwestwind Hamburgs.) Seine Lieder über die fremde Stadt sind genau von den Gefühlen geprägt, die ein leicht melancholischer Mensch fern der Heimat empfindet: Heimweh, etwas Einsamkeit, sensible Romantik und Gedanken an vergangene und zukünftige Tage. In der Tat umgibt NORTH BY NORTH-WEST ein etwas altmodischer Hauch,auch wenn Produzent Richard Mazda das Material noch mit einem gehörigen Schuß moderner Studiotechnik versah. Wenn Robinsons Rock-Balladen so richtig kräftig aus den Boxen kommen, dann bleibt schon so manches hängen, auch wenn es manchmal nach etwas zuviel Produktion klingt. „Cari t Keep Away (Part II) “ ist ihm sehr gut gelungen, auch die Single-Auskopplung „Marün’s Gone“ kommt gut und entwickelt Ohrwurm-Qualitäten. „Those Days“ ist eine sehr schöne Ballade, „The Night Tide“ bringt atmosphärische Schwebegefühle und gehört ebenfalls zu den besten Tracks der Platte. Mißlungen hingegen finde ich die beiden Songs, die in Zusammenarbeit mit Peter Gabriel entstanden sind. Irgendwie passen die beiden nicht so recht zusammen. Seine Version von Lewis Furey’s „Love Comes“ wäre für den sympathischen Robinson mal ein Tip für die Zukunft. In der sparsamen Casiotone-Begleitung (polyphone Luxusausgabe) zeigt sich auf einmal ein ganz ungewohnter Tom Robinson. In dieser Richtung gäbe es für ihn noch einiges zu holen.
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