Omette Coleman – Of Human Feelings
Island goes jazz – und zwar mit einem der respektabelsten des Genres. Omette Coleman und John Coltrane sind die beiden bekanntesten und neben anderen auch wichtigsten Jazzer, die seit Mitte der fünfziger Jahre den Jazz zu neuen Uf em, zum Free-Jazz und damit zur Freiheit (nicht: zum Chaos!) führten. Coleman hatte dabei so wichtige Kollegen wie Don Cherry, Dewey Redman oder Charlie Haden an seiner Seite und verschwand immer schon mal jahrelang von der Szene, um dann umso triumphaler zurückzukehren.
So auch jetzt, da so mancher gern eingesteht, von Coleman beeinflußt zu sein. (Ian Dury zB., die Red.) Mir scheint jedoch nicht gleich jeder irgendwie schräge Ton einer wie auch immer gewellten Free-Punk-Formation geeignet zu sein, dies sofort darauf zurückzuführen, daß man als Vierjähriger mal eine Seite einer Omette Coleman-LP zufällig gehört hat. Kurz: Sich auf Coleman zu berufen, ist momentan schick (Sun Ra klingt allerdings noch besser!?) und selten berechtigt. Was nicht zuletzt auf OF HUMAN FEELINGS vorgeführt wird.
Coleman hat gewiß schon frischeraufmüpfiger sein Saxophon geblasen, doch was er hier an Reife und instrumentaler Weisheit offenbart, sucht weithin vergeblich Konkurrenz: Mal füllend, mal solistisch, stets mit Beschränkung auf das Wesentliche; routiniert, ohne alt zu wirken. Calvin Weston und Ornette Denardo Coleman (beide Schlagzeug) sorgen für immense Dichte (mit allerdings gelegentlich nervender High-Hat-Betonung). Charlie EUerbee und Bern Nix clustern mit ihren Gitarren, brodeln ähnlich aufeinander eingehend. Job Mob‘ und „What Is The Name Of That Song?“ dürften die Anspieltips dieser rockigen, überaus freisinnigen Jazzplatte sein. Nicht Coleman’s beste LP – und immer noch ein Paradestück für intensive Musik … digital aufgenommen!
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