Paul McCartney – Tugofwar
Warum schreibe ich das überhaupt? Die LP wird/ist sowieso ein Selbstgänger, der „blind“ gekauft wird, weil er von Old Mac stammt. Also Beschränkung auf das Wesentliche. „Tug Of War“: Eine sich steigernde, hymnisch angelegte Komposition mit viel Orchesterdonner. Wir erinnern uns an „Hymn“ (sie!) von BJH. .Take It Away“: Was als flotter Auto-Song beginnt, wird von ständigen Chor-aaahs und -ooohs gestört; die Show-Bläser zeigen mit ihren Hörnern deutlich gen Las Vegas. „Somebody Who Cares“: Ist das Gilbert O’Sullivan?! „Whafs That You’re Doin‘?“: frage ich hiermit den Paul. Funky, 6:13, Disco-12″ vorgeplant? Und am Ende singen alle “ We love you, yeah, yeah, yeah‘ kein Scherz. „Here Today“: akustische Gitarre, Violine, Viola, Cello und es mußte so kommen – weinerlichstes Herz/Schmerz-GesäuseL Wirklich schlimm. Seite Zwei. „Ballroom Dancing“: der Songtitel stimmt, endlich geht die Post ab, eine (streitbare) Klarinette bekundet McCartneys Vorliebe für altenglisches Getön. „The Pound Is Sinking“: ein unterschwellig irischfolkloristischer Börsenbericht, einwandfrei gut. „Wanderlust“: ultratypischer McCartney-Song, leider in der gesamten Anlage schon zu oft verbraten. „Get It“: akustisch gepickter Rag’n’Roll, gut gemacht, aber was soll ein Synthesizer in solcher Musik?! „Be What You See“: 32 Sekunden sphärischer Verklärtheit. JDress Me Üp As A Robber“: Eunuchen-Funk. „Ebony And Ivory“: Millionen US-Amerikaner werden dahinschmelzen ob dieser ohrwurmmäßigen Schwarzweiß-Verbrüderung. Und wieder diese geglätteten Show-Bläser … Stevie Wonder macht mit (natürlich beim Funk), Carl Perkins (natürlich beim Rag’n’Roll), Stanley Clarke und Ringo und Andy Mackay sind auch dabei. Große Namen. Kein Zweifel, daß Paul McCartney noch immer hier und da einige technische Kabinettstückchen (Komposition, Arrangement, Produktion) weiß. Aber ich vermisse eines: nämlich daß diese LP lebt. Sie kommt als ein Stück geballter Routine. Als ein Spiel, bei dem die guten Karten nicht mehr auf derHand liegen, sondern das vielzitierte As im Ärmel allzuoft herhalten muß. Und selbst das scheint manchmal zu klemmen. 2 Bernd Matheja
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