Nikolaus Esche – E-Musik
Der Hamburger Sänger Songwriter Nikolaus Esche aus dem Ahorn-Stall von Achim Reichel legt seine zweite Langrille vor. Nachdem seinem Debüt-Album UNTERHALTUNGSMUSIK eine größere Resonanz weitgehend versagt blieb, sehe ich trotz intensiver Beschäftigung mit seinem neuen Werk keinen triftigen Grund, warum dieser Produktion ein anderes Schicksal widerfahren sollte. Esche bleibt Zwitter. Er pendelt zwischen den verschiedensten textlichen und musikalischen Polen – wie ein Handlungsreisender, dem nicht klar wird, ob mit Hosenträgern oder Melkmaschinen ein größeres Geschäft zu machen ist. Old Wave, New Wave, – sag mir, was soll es bedeuten? Da bestöhnt er sein finanzielles Fiasko als Platten-Star, besingt die Langeweile auf der Hamburqer Szene (warum zieht er nicht nach Grossenkneten?) und droht uns augenzwinkernd im nächsten Lied, „Karriere“ zu machen, der Schelm.
Die Ironie wird zum Problem. Warum? Sie geht daneben! Verkrampft ackert sich Esche sprachlich durch die Probleme, die für ihn die Welt bedeuten, will weg von vordergründigem Reim-Schleim und kommt uns dafür mit poetischen Schlangen wie: „Ich weiß, der Weg nach oben ist steinig und hart/ich bin belastbar, ledig und von gewinnender Art“.
Nun gut, mit den naiv wie idiotischen Pipi-Versen eines Andreas Dorau oder den abgelutschten Schlag-Wort-Hülsen der DAFs hat Nikolaus Esche nichts gemeinsam. Wenn er sich aber, wie getan, als ndSiSvI (neuer deutscher Schlagersänger im Sinne von Ideal) versteht, sollte seine sprachliche Ironie über: „Die Luft ist wie Parfüm und die Nächte sind warm/und die Mädchen haben plötzlich wieder Röcke an/Wenn die Sonne aufgeht, sind wir beide noch wach/morgens schlafen wir ein, denn nur in der Nacht/haben wir Frühlingsgefühle, Frühlingsgefühle“ bei weitem hinausgehen.
Das musikalische Pendel schlägt zwischen allerlei Anleihen bei Sequenzer-Synthi-Waves, altbackenen Rock-Riffs und dem zaghaften Versuch einer pianoschwülen Ballade („Ich hab‘ von ihr geträumt“) aus. Solides Handwerk zwar, aber abgesehen von Esche’s Gespür für gefällige Refrains kann man diesem musikalischen Gemischtwaren-Laden keine klare Linie oder gar neue Impulse abgewinnen. So bleibt seiner „E-Musik“ leider nicht einmal der erfrischende Unterhaltungswert unserer neuen, selbstbewußten U-Musik.
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