Phil Manzanera – Primitive Guitars

Das kommt dabei heraus, wenn man sich voreilig – mit vagen Erinnerungen im Kopf – eine Vorabkassette zur Rezension unter den Nagel reißt. Die vage Erinnerung gilt Alben wie DIAMOND HEAD und 801 und liegt sechs Jahre zurück, ungefähr. Ich werde mich jedenfalls hüten, nachzuprüfen, ob die mich heute ebenso argem, wie PRIMITIVE GUITARS, die jüngste Produktion Phil Manzaneras. Die würde ich als reine Demonstrationsplatte für diverse Gitarrentechniken bezeichnen, auch wenn ich mir daraufhin den Vorwurf einhandele, ich könne eine gute Platte nicht von einem 20-Mark-Schein unterscheiden. Mit üblichen Leerformeln wie »seelenlose Artistik“ oder .Virtuosität aus Selbstzweck“ (worauf einige immer noch mit Kennermiene ausklinken können) kann ich mir dabei nicht mal aus der Affaire helfen. Manzanera ist ein renommierter Handwerker, zugegeben, aber nicht sehr kreativ. Er scheint noch immer in einem Experimentierverständnis zu stecken, das sich auf kurz einmontierte Studiotalks und einem Ansatz von Verfremdungstechnik bewegt. Das Spektrum reicht von modernisierter spanischer Klassik (man bedient sich hier gerne des Begriffes „filigran“) über die Ebene der E-Gitarrensounds bis hin zu barocken Ausfällen. Setzt man primitive guitars mit Ursprünglichkeit gleich, so bedeutet das Fehlanzeige. Ich sage ja nicht gerne Schlechtes über Phil Manzanera, weil er mir zu Roxy Musics guten Zeiten immer einigermaßen gefallen hat. Aber er scheint so einer Studio-Inzucht zum Opfer zu fallen, die sich ängstlich vor den nachstürmenden feindlichen Musikerscharen zu verbergen sucht. Eine LP wie diese mag denen zu empfehlen sein, die sich noch immer durch eine sogenannte zeitlose Kunstfertigkeit beeindrucken lassen, als sei nie etwas geschehen. Für mich: purer Anachronismus.