Andreas Dorau & Die Marinas – Blumen und Narzissen

Junger Mann, was ist an dir schon dran…“- „Ich bin sehr gescheit…/“ Womit das Thema Andreas Dorau auch schon erschöpfend umrissen wäre. Für diese undefinierbare Mischung aus haarsträubender Naivität und entwaffnender Schläue gibt es entweder Freund oder Feind. Bei mir hat Andreas Dorau aufgrund dieser genialen Konstellation noch jede Menge Kredit – auch wenn’s manchmal wehtut.

„Fred vom Jupiter“, charmanter Pop-Ringelreih mit den Marinas, avancierte in einschlägiger Umgebung zum Hit – und A.D. damit zu so einer Art glamouröser Karikatur; eine Rolle, die er perfekt beherrscht. Dem Produzentenruhm soll jetzt der Solistenruhm folgen. Zugpferd auf der LP bleibt aber der Herr vom Jupiter, was nicht nur daran liegt, daß Dorau, Schlagerstar vor eigenen Gnaden, den Marinas für den Rest des Repertoires nur ergänzende Chorfunktion zugewiesen hat. Die Pointe liegt bei ihm in einer gewissen Verschrobenheit und ist somit auch nicht jedem zugänglich. Andreas Dorau ist vielleicht doch mehr als ein quängelnder Bubi mit einer unheilbaren Ambition, so eine Art Teenageridol zu werden nach Vorbild der 50er. Ich will lieber nicht versuchen zu ergründen, ob seine Texte, die das Fifties-Eisdielenniveau noch um Klassen unterbieten, Ironie sind oder seinem Geisteszustand entsprechen. Er weiß es mit Sicherheit selber nicht und das ergänzt sich eben hervorragend mit seiner (großen) wahnsinnigen Starqualität.

Die Musik ist auf den Punkt trivial; die sentimentale Seite einer Halbstarken-Vergangenheit oderkaribisches Tanzteeflair. Ein Crooner für den Fetenkeller, der bei seinem schwülstig inszenierten Abgang („Arividerci“) im Geiste mit Sicherheit ein schmachtendes Publikum (weiblich!) vorsieh sieht, tränennasse Taschentücher in den ausgestreckten Händen.

Es wäre angemessen gewesen, wenn Andreas Dorau, ein Glas Whisky in der Hand, auf meinem Schreibtisch gesessen hätte, um mir ein selbstformuliertes Review zu diktieren.

Andreas Dorau ist übrigens 17.