Fehlfarben – 33 Tage In Ketten
Es hat sich viel getan seit vorletztem Sommer, als die Fehlfarben unsere erklärten Lieblinge waren. Peter Hein sang damals: „Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran. Spacelabs fallen auf Inseln, Vergessen macht sich breit, es geht voran.“ Später verließ er die Band. Sein Text bleibt im Ohr, er sollte recht behalten. Den Fans konnte es egal sein, ob die Fehlfarben weitermachten oder nicht. Es gab und gibt immer neue Helden. DAF und Ideal sind angesagt. Fehlfarbens Schatten der Vergangenheit sind blaß geworden. Die deutsche Welle braust über uns hinweg, Maßstäbe und Blickwinkel verändern sich. Sättigung stellt sich ein. Ein langes Jahr ist vorbei. Fehlfarben haben sich ruhig verhalten, und versuchen jetzt mit 33 TAGE IN KETTEN den Anschluß.
Ein erster Eindruck: Die Band ist druckvoll und Irisch. Besser als der deutsche Durchschnitt, viel besser. Thomas Schwebel singt, bemüht sich und ist gut. Aber Peter Hein kann er nicht ersetzen, manchmal liegt er arg daneben. Die Ausstrahlung, die Direktheit fehlen. Aber Vergleiche sind nur bedingt zulässig. Peter Hein ist weg und damit Schluß. Thomas Schwebel wirkt finster und verschlossen, aber er paßt zur Musik, die mit ungemein viel Dampf daherstürmt Letz lätz.
Direkt der Einstieg macht mir warme Ohren, ist wie der Rest ’ne klare Kampfansage an alle Elektroniker. Die Gitarrenfront macht stark, für Synthis ist hier kein Platz. „Tanz mit dem Herzen“ könnte das Motto der Platte sein. 33 TAGE ist durchweg tanzbar. Hart, zackig, ohne Pause – aber nicht kühl. Der enorm dichte Rhythmus läßt dir keine Ruhe. Auch die Hand-Claps fehlen nicht. Feurig, feurig. Nur Luft holen geht nicht, und das wird auf die Dauer zu ermüdend. Mir fehlen die Melodien, die hängenbleiben – und wo sind die Inhalte hin? Andeutungen sind keine Stellungnahmen. Kein „Ernstfall“ diesmal, nachvollziehen wird schwergemacht. Thomas Schwebel singt „Kein Anlaß für Romantik“. Schade! Wirklich gelungen ist „Die Wilde 13“. Schaurig schön, aggressiv und ein besonders scharfer Chor. Mein Kompliment. Der letzte Titel „Der Marsch“ … „der Vergessenen“ vereint viel Metall und Violine. Die große dumpfe Finsternis umfängt dich am Ende. Ich denke auch, es steht schlimm um Deutschland, aber wo bleibt die Hoffnung? 33 TAGE IN KETTEN ist nicht mehr mit MONARCHIE UND ALLTAG zu vergleichen. Die Fehlfarben ’81 sind kraftvoll, aber nicht feinfühlig. Ihre Transparenz ist verlorengegangen. Insgesamt ist ihr Zweitwerk keineswegs enttäuschend, nur – die alten waren mir lieber. 33 TAGE wird nicht meine Lieblingsplatte im Herbst.
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