Simon Frith – Jugendkultur und Rockmusik
Pfljchtlektüre. Keine Angst vor dem Untertitel „Soziologie der englischen Musikszene“ – Professor Frith (außerdem Mitarbeiter beim Melody Maker, New York Rocker u.a.) schreibt nicht von der total abgehobenen Warte des Nur-Wissenschaftlers. Dennoch ist 322 Seiten lang Aufmerksamkeit erforderlich. Frith hat „die Zusammenhänge zwischen individuellem Musikerlebnis und gesellschaftlichen Bedingungen dargestellt“, hat die Versuche analysiert, „die Rockmusik auf ihre Unterhaltungsfunktion zu reduzieren …, das Rockpublikum in das Schema des Marktgeschmacks zu pressen“.
Bei dem vorliegenden Band handelt es sich um eine aktuelle Überarbeitung eines bereits vor drei Jahren in England erschienenen Buches des Autors. Daß einige Aspekte, u.a. „Rockproduktion“ (Radio, Presse, Konzerne usw.), hier nicht zum erstenmal auftauchen, schlägt nicht negativ zu Buche. Denn was z. B. Chapple Garofalo mit .Wem gehört die Rockmusik?“ als eher themenspezifische Arbeit angelegt haben, steht hier in einem übergeordneten Zusammenhang. In „Rockkultur“ stellt er Grundzüge, Entsprechungen und Abgrenzungen verschiedener „musikalischer Stränge“ heraus, untersucht die Wirkung des Rock als Kulturprodukt (Volkskunst? Gehobene Kunst?) und vergleicht Ideologie-Theonen. Frage: Inwieweit läßt sich mit deren Hilfe „das Verhältnis von kommerzieller und kultureller Funktion der Rockmusik … bestimmen“?
Auf 120 Seiten wird sodann die Untrennbarkeit des Rock als Musik und Ware belegt, werden die komplette Organisation und Ziele des Geschäftes ausgeleuchtet. Fazit: „Rockmusik ist kapitalistische Musik“.
Eine rundum negative Folgerung will Frith gleichwohl nicht gelten lassen: „Es ist nämlich trotz alledem eine Tatsache, daß die Musik immer noch und vor allem eine Quelle von Kraft und Freude ist, daß sie sowohl stört als auch entspannt … Ganz gleich, ob das Kapital die Verwendung der Rockmusik kontrolliert oder nicht es kann nicht alle Bedeutungen der Musik festlegen.“
Lies an diesem gewiß nicht einfachen Buch meinetwegen drei Jahre, aber lies es.
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